570
Brunellesco.
FiliPPO
legte sich dieses Vorurtheil. Der Ausdruck wohl begründeter Ueber-
zeugung war in seinen Reden nicht zu verkennen gewesen und stand
in einem fühlbaren Gegensatze gegen die Unklarheit und das
Schwanken der Anderen. Einige einsichtige Männer hielten es denn
doch der Mühe werth, ihn aufzusuchen; seine Gründe fanden mehr
und mehr Eingang, und als sich ihm bald darauf die Gelegenheit
bot, eine kleine Capelle in der Kirche S. Jacopo in Borgo, jenseit
des Arno, nach seiner Methode ohne Gerüst zu überwölben, traten
auch die Vorsteher des Dombaues wieder in Verbindung mit ihm.
Indessen wagte man doch nicht, die Ausführung ihm allein zu über-
tragen, sondern setzte ihm Ghiberti, der, ohne sich. speciell mit der
Baukunst beschäftigt zu haben, durch seine plastischen Arbeiten einen
grossen Ruf erlangt hatte, und einen Dritten zur Seite, die neben
ihm mit gleichem Gehalt zu Provisoren des Baues ernannt wurden
(16. April 1419). Nun wurden, wie die Zahlungsvermerke in den
Büchern des Bauamtes ergeben, Modelle angefertigt, das eine von
Brunellesco, das andere von Ghiberti, von denen jedoch nur das
des ersten die Anerkennung fand, dass es als Probe für die Wölbung
ohne Gerüst in Mauerwerk wiederholt wurde. Auch liess man sich
von ihm eine schriftliche Erklärung seines Planes geben, in Folge
deren ihm dann die Genehmigung der Ausführung, jedoch vorläufig
nur zu 14 Ellen der Höhe, ertheilt wurde. Die wesentlichsten Eigen-
thümlichkeiten dieses Planes sind, dass die Kuppel nicht. kugelförmig,
sondern spitzbogig, aus acht an einander stossenden Kappen be-
stehend, also ein sogen. Klostergewölbe, und dann, dass sie doppelt
ist, also über der innern Wölbung und getrennt von ihr eine äussere
Kuppel, ein gewölbtes Marmordach, hat, welches jener zum Schutze
dient; eine wichtige Neuerung, die hier zum ersten Male vorkommt
und später bei allen grösseren Kuppeln wiederholt ist. Der Zwischen-
rauin zwischen diesen beiden Kuppeln dient dann zur Aufnahme der
Verkettungen durch Balken oder Eisen, sowie zur Anlage von Treppen
und Gängen. Was den Meister zur Annahme der elliptischen, spitz-
bogigen Form, an Stelle der vollen Rundung, bewogen, ist ungewiss;
Vasari legt ihm die Ueberzeugung von der grösseren statischen Halt-
barkeit dieses Bogens in den Mund, das Original jener Aufzeichnung
enthält dies aber nicht, und es können andere Gründe dabei maass-
gebend gewesen sein, namentlich eine Rücksicht auf die Harmonie
mit dem durchweg im Spitzbogen aufsteigenden Bau des Arnolfo.
In dieser Weise schritt nun der Bau fort, immer unter der
Leitung und nach dem Plane des Filippo, ohne dass Ghiberti, ob-
gleich er gleiches Gehalt bezog, wesentlich etwas dazu that. Es