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Brunellesco.
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kunst zu versuchen, und nachdem zuerst die reichen Verwandten
seiner Mutter ihm dazu Gelegenheit gegeben hatten, fanden sich
bald auch Andere, welche seinen Rath verlangten. 1113888811 hielt
er noch immer die Sculptur für seinen Beruf und als daher im Jahre
1401 die Bauherren des Baptisteriums eine ConcurrenZ Zum Zivecke
der Anfertigung einer zweiten ehernen Thüre eröffneten (die des
Andrea Pisano war schon 1330 vollendet), befand sich auch er unter
den sechs Bewerbern, welche die Probearbeit, ein Relief mit dem
Opfer Abrahams, fertigten. Das endliche Resultat dieser Concurrenz
war bekanntlich, dass Lorenzo Ghiberti den wichtigen Auftrag er-
hielt; über den näheren Hergang liegen aber zwei widersprechende
Berichte vor. Unser Anonymus, für seinen Helden parteiisch, be-
hauptet, dass Ghiberti nur durch seine Schlauheit den Sieg errungen
habe. Während der Arbeit habe er nämlich alle einflussreichen
Künstler um Rath gefragt, nach ihren Ansichten geändert und sie
dadurch für seine Auffassung so interessirt, dass sie, als sie dann
von den Bauherren zur Begutachtung aufgefordert, nicht füglich zu
seinem Nachtheile sprechen können. Dennoch aber habe Brunellescds
Entwurf ihnen einen so gewaltigen Eindruck gemacht, dass sie ge-
rathen, beiden den Sieg zuzuerkennen und die Arbeit zu theilen.
Nur die hartnäckige Weigerung Filippds, sich auf solche Gemein-
schaft einzulassen, habe dann die Entscheidung zu Gunsten seines
Gegners herbeigeführt Ghiberti dagegen in seinen unter dem Namen
des Commentars bekannten Aufzeichnungen rühmt sich, dass ihm
die Palme einstimmig von allen Sachverständigen und selbst von
allen Mitbewerbern zuerkannt sei. Vasari sucht beide Berichte zu
vereinigen, indem er Brunellesco und Donato (den er mit Unrecht
zu den Concurrenten zählt) freiwillig zu Gunsten Ghibertfs verzich-
ten, die Bauherren aber dennoch den vergeblichen Versuch machen
lässt, Filippo zur gemeinsamen Arbeit zu bestimmen. Die Con-
currenzstücke Ghibertfs und Brunellescds sind noch jetzt erhalten
und in der Sammlung des Bargello neben einander aufgestelltl). Die
Composition des Letzteren ist in der That sehr verdienstlich und
merkwürdig; man erkennt darin eine grosse Gedankenfülle, aber auch
ein Bestreben nach leidenschaftlichem Ausdruck und nach ungewöhn-
lichen, schwer darzustellenden Bewegungen, das leicht unruhige und
gewaltsame Formen hervorbringen konnte. Der junge Meister anti-
cipirt eine Richtung, welche zwar im italienischen Volkscharakter
begründet war, in der Kunst aber erst sehr viel später herrschend
. die Abbildungen beider in "Kunst und Künstler", hefaüSg. von
Dr. R. Dohme, 33. u. 34. Lief, Brunellesco von H. Semper u. R. Dohme]