Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Einleitung. 
Historische 
Gedicht des Bojardo in leichter Sprache und mehr in das Ironische 
umarbeitete, erging sich Teofilo Folengi in seinen ausgelassenen 
"IIIEICCRFOIÜSCIIBD" Versen und Giovanni della Oasa, Erzbischof von 
Benevent, nebst zahlreichen Anderen, in Dichtungen der leicht- 
fertigsten Art 1), bei denen man bemerkt hat, dass gerade die frivol- 
sten von Geistlichen zum Theil hoher Würde und von Mönchen her- 
stammen. 
Zur Vollständigkeit des culturbistorischen Bildes der italienischen 
und auch der deutschen Zustände würde, strenge genommen, auch 
die Betrachtung der Kunst erforderlich sein. Sie war zwar auch 
hier, wie immer, im Wesentlichen ein Resultat des geistigen Lebens 
und mithin demselben in seinen Entwickelungsstadien nachfolgend, 
aber sie wirkt doch stets auf dasselbe, es in seiner Richtung be- 
stärkend oder dieselbe modificirend, zurück, und gerade hier geschah 
dies in hohem Grade. Ja es giebt auch Fälle, und gerade hier 
treten solche ein, wo bei einer das Kunstgebiet berührenden geistigen 
Richtung sie selbst die Initiative übernimmt und in ihrer schweig- 
samen und ahnenden Weise Gedanken andeutet und anregt, die erst 
später zu bewusstem Ausdrucke und zu praktischer Geltung kommen. 
Wir müssen uns indessen dem Plane dieses Buches gemäss jene Aus- 
führung hier versagen, um sie später bei der eingehenden Betrachtung 
der künstlerischen Entwickelung nachzuholen. 
Dagegen müssen wir noch einen Blick auf die Ereignisse werfen, 
welche die bisher betrachtete Epoche, die Jugendzeit und das Werden 
der neueren Geschichte, abschlossen und ihr männliches Alter be- 
gründeten. Das fünfzehnte Jahrhundert, und mit ihm die neuere 
Geschichte, begann damit, dass die Nationen sich aus der früheren 
Einheit zurückzogen, sich mehr mit sich selbst beschäftigten und 
ihre Eigenthümlichkeit ausbildeten. Gegen das Ende des fünf- 
zehnten oder im Anfange des sechszehnten waren sie damit fertig 
und es machte sich nun wieder die einigende Kraft geltend und be- 
gründete ein Band geistiger Gemeinschaft und politischer Wechsel- 
Wirkung, welche die Einheit des abendländischen Völkersystems inniger 
und lebensvoller, als bisher, wenn auch in anderer, freierer Form, 
herstellte. Die westlichen Völker hatten ihre innere Organisation 
vollendet und waren so weit zu einheitlicher Macht erstarkt, dßSS 
sie dieselbe nach aussen geltend machen konnten und mussten; die 
beiden anderen grossen Nationen waren gleichzeitig in ihrer geistigen 
Arbeit so weit gelangt, dass die Resultate sich deutlich darstellten 
1) Roscoe, a. 
413.
	        
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