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Carl Schnaasäs Biographie.
seines Gemüthes eben so sehr, wie die Schönheit der italienischen
Natur auf's Herrlichste offenbarte. Er ward Schnaasräs Hausgenosse,
und seine einfache, wortkarge, aber tiefe und treue Natur that ihm
wohl. Das gemeinsame Leben löste sich jedoch schon im Frühjahr
auf die erfreulichste Weise, als Schirmer sich mit einer Cousine von
Frau Schnaase, Fräulein v. Bardeleben, verheirathete.
Auch zwei jüngere Hausgenossen forderten in dieser Zeit Schnaases
Theilnahme und genossen seine geistige Leitung, wie der mütterlichen
Sorge seiner Frau. Zwei junge Grafen z. wurden im Jahre 1839
freundlich in der Schnaaseschen Familie aufgenommen, und genossen
bei ihrem ersten Austritt aus dem Elternhause Schutz und Halt.
Schnaase verstand auch der Jugend nahe zu kommen, wusste es ihr
bei sich wohl sein zu lassen, und überwachte väterlich die jungen
Leute, welche seine Frau auch schon in deren Elternbause in Süd-
deutschland kannte und liebte.
Nachdem Schnaase im Sommer 1841 mit seiner Frau deren
Familie an der Weser besucht und einen längeren Aufenthalt im
Harz bei der Gräfin gemacht, nahm er im Herbst kräftig die
Kunstgeschichte wieder auf und war mit grosser Lust und Leich-
tigkeit dabei beschäftigt. Er überarbeitete die Geschichte der
griechischen Kunst und blieb bei seiner Aufgabe, trotz vieler
störender Geschäftsunterbrechungen und der Rücksichten, die seine
stets zarte und reizbare Gesundheit ihm aufnöthigte. Ein kleiner
Freundeskreis genoss den Vorzug, dass Schnaase ihm in abendlichen
Zusammenkünften das Manuscript des ersten Bandes mittheilte, als
es aus lange angesammeltem Material fertig zusammengestellt war.
Es war Schnaase Bedürfniss, sich von dem Klange der Sachen
zu überzeugen und Bemerkungen zu hören; auch wollte er bei diesen
Vorlesungen erproben, ob sein Buch für empfängliche Laien verständ-
lich sei, namentlich sehen, welchen Eindruck die philosophische Ein-
leitung machen würde. Ihrem Gedankengang zu folgen, waren auch
die Frauen wohl fähig und sie nahmen die Richtigkeit der Erklä-
rungen, z. B. über den Begriff der Schönheit, mit gläubigem Vertrauen
auf. Unter den Männern dagegen, namentlich von Seiten Uechtritz
und Wiegmanrrs, traten manche Bedenken hervor, die zu interessanten