Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Savonaroleüs Ende. 
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nun einig waren, dass die gefährliche Probe nicht Gottes Wille sei. 
Dadurch änderte sich die Stimmung. Von seinen Anhängern fielen 
viele ab, die Gegner wurden muthig. Es kam zum bewaffneten 
Kampfe in der Kirche S. Nlarco selbst, und die Behörde sah sich 
veranlasst, Savonarola nebst zweien seiner eifrigsten Anhänger ge- 
fangen zu nehmen und ihnen den Process zu machen, der demnächst 
durch laäpstliche Commissarien fortgesetzt wurde und mit der Ver- 
urtheilung zum Feuertode wegen Ketzerei endigte. Bei der Tortur 
war er schwach gewesen und hatte Bekenntnisse gemacht, die er 
nachher widerrief; den Tod (1498) erduldete er würdig. Seine Asche 
wurde, damit seine Verehrer sie nicht zu Reliquien brauchten, in 
den Arno geworfen. An solchen fehlte es ihm nicht; schon um 
1500 wurden in Rom Medaillen verkauft, auf denen er als Beatissi- 
mus martyr dargestellt war, und noch lange fand man an seinem 
Todestage den Platz seiner Hinrichtung bekränzt. Einige Biographen, 
darunter auch Pico von Mirandola, der Neffe, schildern ihn voll- 
kommen als Wunderthater und Heiligen. Julius II. gestattete, dass 
Raphael ihn in der Disputa unter den Lehrern der Kirche darstellte, 
und soll sogar von seiner Canonisation gesprochen haben. Mit den 
Jahrhunderten wuchs seine Verehrung; der H. Filippo Neri hatte 
sein Bildniss in seiner Zelle und rühmte ihn hoch, und Benedict XIV. 
(1751) zählt ihn, freilich nur in einem theologischen Werke, unter 
den seligen Dienern Gottes auf. Er war gewiss ein frommer, das 
Beste wollender, von der herrschenden Verderbniss tief ergriffener 
Mann, seine Visionen und Prophezeiungen waren kein Betrug; er 
glaubte Wirklich daran. 
Aber seine Frömmigkeit war nicht die reine, nüchterne, de- 
müthige, welche sich Gott ganz zum Werkzeuge hingiebt und auf 
den von Ihm geordneten Wegen vorschreitet; er war nicht frei von 
Selbsttauschung und Eitelkeit, liess sich durch den Beifall der Menge 
zu leidenschaftlicher visionärer Erregung fortreissen. Das Reich Gottes, 
auf (las er hinarbeitete, war nicht das innere, unsichtbare, sondern 
ein äusseres, politisches. 
Daher war denn auch sein Werk ohne Bestand; seine wenigen 
Anhänger verstummten; selbst die Brüder von S. Marco verleugneten 
ihn, und auf den Strassen von Florenz erhielt sich sein Andenken 
nur in Spottliedern. Es war für Italien die höchste Steigerung, 
aber auch das definitive Scheitern der in den Zeiten des Kirchen- 
verfalls angeregten religiösen Reaction. Es fand sich Keiner, der 
einen weiteren Versuch der Reform wagte. Die Zeit Alexanders VI., 
wo die Kämpfe der Fremden auf italienischem Boden, wo die wilden,
	        
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