Savonaroleüs Ende.
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nun einig waren, dass die gefährliche Probe nicht Gottes Wille sei.
Dadurch änderte sich die Stimmung. Von seinen Anhängern fielen
viele ab, die Gegner wurden muthig. Es kam zum bewaffneten
Kampfe in der Kirche S. Nlarco selbst, und die Behörde sah sich
veranlasst, Savonarola nebst zweien seiner eifrigsten Anhänger ge-
fangen zu nehmen und ihnen den Process zu machen, der demnächst
durch laäpstliche Commissarien fortgesetzt wurde und mit der Ver-
urtheilung zum Feuertode wegen Ketzerei endigte. Bei der Tortur
war er schwach gewesen und hatte Bekenntnisse gemacht, die er
nachher widerrief; den Tod (1498) erduldete er würdig. Seine Asche
wurde, damit seine Verehrer sie nicht zu Reliquien brauchten, in
den Arno geworfen. An solchen fehlte es ihm nicht; schon um
1500 wurden in Rom Medaillen verkauft, auf denen er als Beatissi-
mus martyr dargestellt war, und noch lange fand man an seinem
Todestage den Platz seiner Hinrichtung bekränzt. Einige Biographen,
darunter auch Pico von Mirandola, der Neffe, schildern ihn voll-
kommen als Wunderthater und Heiligen. Julius II. gestattete, dass
Raphael ihn in der Disputa unter den Lehrern der Kirche darstellte,
und soll sogar von seiner Canonisation gesprochen haben. Mit den
Jahrhunderten wuchs seine Verehrung; der H. Filippo Neri hatte
sein Bildniss in seiner Zelle und rühmte ihn hoch, und Benedict XIV.
(1751) zählt ihn, freilich nur in einem theologischen Werke, unter
den seligen Dienern Gottes auf. Er war gewiss ein frommer, das
Beste wollender, von der herrschenden Verderbniss tief ergriffener
Mann, seine Visionen und Prophezeiungen waren kein Betrug; er
glaubte Wirklich daran.
Aber seine Frömmigkeit war nicht die reine, nüchterne, de-
müthige, welche sich Gott ganz zum Werkzeuge hingiebt und auf
den von Ihm geordneten Wegen vorschreitet; er war nicht frei von
Selbsttauschung und Eitelkeit, liess sich durch den Beifall der Menge
zu leidenschaftlicher visionärer Erregung fortreissen. Das Reich Gottes,
auf (las er hinarbeitete, war nicht das innere, unsichtbare, sondern
ein äusseres, politisches.
Daher war denn auch sein Werk ohne Bestand; seine wenigen
Anhänger verstummten; selbst die Brüder von S. Marco verleugneten
ihn, und auf den Strassen von Florenz erhielt sich sein Andenken
nur in Spottliedern. Es war für Italien die höchste Steigerung,
aber auch das definitive Scheitern der in den Zeiten des Kirchen-
verfalls angeregten religiösen Reaction. Es fand sich Keiner, der
einen weiteren Versuch der Reform wagte. Die Zeit Alexanders VI.,
wo die Kämpfe der Fremden auf italienischem Boden, wo die wilden,