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Historische Einleitung.
Volke, wider ihren Willen, die kostbarsten Dinge herbeibringen.
Ein venetianischer Kaufmann bietet vergeblich dafür eine grosse, zum
öffentlichen Besten zu verwendende Summe; selbst die Künstler Bar-
tolommeo della Porta und Lorenzo di Credi warfen ihre Studien in
die Flammen. Statt der weltlichen Lustbarkeiten veranstaltete er
dann kirchliche Processionen, bei denen bekränzte Dominicaner ba-
rocke italienische Festlieder sangen und die endlich mit einem all-
gemeinen Reigentanze schlossen. Das lebenslustige, geistreiche Florenz
schien sich mehr und mehr in ein Kloster umzuwandeln.
Allein diese excentrischen Maassregeln, wie sie ihm fanatische
Jünger verschafften , erzeugten bei Vielen ein heftiges Widerstreben,
das, wenn auch anfangs aus Furcht vor der Menge unterdrückt,
immer lauter wurde. Dazu kamen dann die politischen Gegner der
durch seinen Einüuss herrschenden Demokraten, die Anhänger der
verbannten und für ihre Rückkehr intriguirenden Medicäer und end-
lich die auf seine Erfolge eifersüchtigen Mönche der anderen Orden.
Die Stadt zerfiel daher in leidenschaftliche Parteien, die sich immer
offener und heftiger bekämpften und Savonarola veranlassten, sich
mit Bewaffneten zu umgeben. Auch mit dem Papste gerieth er in
Zwiespalt; das Treiben des ascetischen Mönches stand doch in zu
grellem Widerspruche mit der Lebensweise Alexanders VI., als dass
dieser es auf die Lange dulden konnte. Er berief ihn daher, zu-
nächst in schmeichelhaften Ausdrücken, nach Rom, erliess dann
strengere Anordnungen, die er aber auf die Verwendung der Signoria
von Florenz zurücknahm, sprach aber doch endlich, da Savonarola
seinen Befehlen den Gehorsam versagte, die Excommunication über
ihn aus, worauf jener erst mit heftigen Predigten, dann endlich mit
einem an die Könige Europas gerichteten Briefe antwortete, in
welchem er nachweist, dass Alexander nicht einmal ein Christ und
dass seine Absetzung durch ein zu berufendes Concil dringend nöthig
sei. Während er so mit dem Papste in offenem Kriege stand, war
aber alhnälig auch die Zahl seiner Gegner in Florenz selbst heran-
gewachsen, denen sich dann bald die Gelegenheit zu erfolgreichen
Angriffen bot. Bei einem Streite mit den Franciscanern, deren Eifer-
sucht durch die Erfolge des Dominicaners heftig erregt war, hatte
Savonarola ein Mal mit einem flüchtigen Worte auf die Feuerprobe,
als das Entscheidungsmittel, hingewiesen. Die Franciscaner Ilälhlllen
es auf, aber Savonarola zog sich nun zurück, und als dann einer
seiner Ordensbrüder für ihn auftreten wollte, wurden bei zwei Ver-
suchen der Ausführung von beiden Seiten so lange Schwierigkeiten
gemacht, bis endlich ein starker Regen eintrat und beide Parteien