Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Historische Einleitung. 
Nepotismus und seine Intriguen, die bis zur Begünstigung von Ver- 
schwörern und Mördern gingen, das übelste Beispiel; unter Inno- 
cenz VIII. war selbst das Anstandsgefühl bei den Geistlichen so sehr 
erloschen, dass es eines ausdrücklichen Verbotes von ihm bedurfte 
(1488), um sie davon abzuhalten, als Wirthe von SpielqjTrink- und 
Buhlhäusern aufzutreten 1). Von derwKirchiai" war also die Rettung 
niehtwziihunerwarten; das Bedürfniss einer kräftigen sittlichen Gegen- 
wirkung musste sich daher jedem ernsten und einsichtigen Manne 
aufdrängen. Schon jene platonischen Studien hingen mit diesem Be- 
dürfnisse zusammen, aber sie gewährten doch mehr eine aesthetische 
Befriedigung, als tiefe, sittliche Kräftigung. Die vagerpantheistische 
oder theistische Frömmigkeit, welche durch sie erweckt wurde, konnte 
auf die Länge nicht genügen; sie regte nur an, ohne zu sättigen. 
Daher denn auchwdie" auffallende Erscheinung, dass die hervor- 
ragendsten Mitglieder dieses gelehrten Kreises sich später ganz der 
positiven kirchlichen Lehre zuwandten. Pico _von_ Mirandola, der 
duräifäeine"Neigungen mystischemGeheimlehren darauf vorbereitet 
war, Poliziano, der sogar, seinem Wunsche gemäss, im Dominicaner- 
kleide beerdigt wurde, Lorenzo von Medici selbst, der, nach dem 
Berichte Poliziands, in erbaulicher Weise starb und sogar den ihm 
gegenüber so spröden und anscheinend ungerechten Savonarola um 
seine Benediction bat, und endlich der jüngere Pico, der Neffe jenes 
berühmteren, der sogar zum eifrigen und wundägläubigen Anhänger 
und Lebensbeschreiber Savonarolas wurde. Indessen, zu einer weit 
ausgebreiteten, populären Wirksamkeit waren diese Gelehrten nicht 
geeignet, diese kam von anderer Seite her.  
Schon im Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts war zu Fiesale, 
also fast im Angesichte der lebenslustigen und gelehrten Hauptstadt 
Toscana's, ein neues Dominicanerkloster gegründet, welches durch 
den Eintritt mehrerer ausgezeichneter Jünglinge von tief andächtiger 
Gesinnung, namentlich des nachherigen hochverehrten und von der 
Kirche heiliggesprochenen Florentiner Erzbischofs Antgpwinus und des 
berühmten, liebenswürdigen Malers Fra Giovanni Angelico, sowie 
einiger Anderer, eine Schule frommer Gesinnung wurde. Im Jahre 
1436 wurde die Genossenschaft nach Florenz in das von Cosmo VOR 
Medici so reichlich ausgestattete Kloster von SanmMarco versetzt 
und befand sich also nun in dem Hauptsitze humanistischer Gelehr- 
samkeit und üppiger Lebenslust. Sie erhielt sich indessen davon 
unberührt und blieb in ihrer demüthigen, stillen Wirksamkeit, bis 
Savonarola, 
1) Perrens, J ärome, 
Paris 
1853,
	        
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