Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

zur Volkssprache. 
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waren, denn doch erkennen, dass gerade die Eigenschaften, auf welche 
die Humanisten so gwSSe-n Werth legten, leichtertFluss der Rede, 
geniale Kühnheit, Scherz und Spott, hier viel besser gediehen, dass 
endlich das Naturgefiihl, die lebensvolle Wahrheit in der Latinität 
nicht zu ihrem Rechte kämen. Sie fanden es besser, von Allen, als 
von einer immerhin beschränkten Zahl verstanden zu werden. Auch 
gab es gLgffe, mit denen man sich gern beschäftigte, die in den 
klassischen Rahmen gar nicht hinein wollten, die ritterliche Welt, 
das romantisch ißibentenerliche, von dem man an den"Hö'fen in 
französischen Romanen, in den unteren Klassen in Volksbüchern 
lag. Während diese Gründe an anderen Orten einzeln wirkten, 
kamen sie in jenem tiorentinischen Kreise alle vereint zur Sprache, 
der dann, ohnehin an selbstständiges, freies Denken gewöhnt, jugend- 
lich, ritterlich und zugleich voll iiorentinischer Lachlust ohne Weiteres 
zum Werke schritt. Lorenzo selbst, in hohem Grade poetisch be- 
gabt, ging dabei voran, und der Commentar, mit dem er seine 
Jugendgedichte begleitete, erwähnt wenigstens einen Theil der Mo- 
tive, die ihn dabei bestimmten. Er nennt sowohl die platonischen 
Ideen, als jene älteren italienischen Dichter. Er weiss wohl, dass 
die jugendliche Liebe zu einer schönen Frau nicht gleich sei jener 
Liebehzum höchsten Gute, zu Gott, aber er findet sie doch ähnlich, 
doch ein Mittel, zum Besseren und Edleren anzuleiten; er rühmt die 
jahilosojahische Tiefe, mit der schon Guido Cavalcanti davon gesungen 
habe, vergleicht die Formen der vulgären Poesie mit den antiken, 
das Sonett mit dem Epigrannn, die Canzone mit der Elegie, und 
findet sie wenigstens nicht nachstehend. Er beginnt daher auch ganz 
in der Weise der älteren Dichter; seine Liebesschicksale erscheinen 
fast wie eine _Nachahmung von Dante und Petruarca." Es scheint auf 
einemltestaurtttion wie die von den Humanisten beabsichtigte der 
antiken Poesie, so jetzt der italienischen und volksthiimlichen ab- 
gesehen. Er versucht sich daher in allen Tönen der älteren Schule 
und des Volksliedes, in der ernsten terza rinna, der schwunghaften 
Canzone, in "den so mannigfacher und individueller Behandlung 
fähigen Octaven. Aber zugleich geht er über den Kreis dieser 
seiner Vorbilder hinaus, giebt auch denmEindgrüt-ken, welche ihm 
das Studium der Alten oder der Sitte seiner Zeit gegeben, freien 
poetischen Ausdruck. DiemYatur Hund (las, Landleben ziehen ihn 
vorzugsvreise an; er ergeht sich in landschaftlichen Schilderungen 
seiner Villen oder der Ja__gtlli1st; versucht sich mit glücklichstem Er- 
folge in der naiven und derbenSprache der Bauern. Eine Reihe von 
üppigen Tanz- und Carnevalsliedern, anmuthige Scherze mancher
	        
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