Schnaasds Biographie.
Carl
LVII
Für den kommenden Herbst wurde gleich im Frühling der Plan
in's Auge gefasst, Berlin zu besuchen, und Schnaase suchte Alles an-
zuordnen, um einige Wochen dort ruhig zuzubringen. „Bei alle dem,
was sich gegen Berlin sagen lässt, habe ich mich in den Gedanken
auf diesen Besuch sehr hineingefreut," schreibt er schon im lllai. "Ich
hoffe nähere Anschauung der dortigen Verhältnisse in mancher Be-
Ziehung zu erhalten und erwarte von den Sammlungen lang entbehrte
kunsthistorische Genüsse. Es wird viel zu thun sein, man wird die
Zeit zu Rathe
erfreulich ist",
halten müssen, aber auch reich ausfüllen."
heisst es dann später, "dass mein Besuch in
„Sehr
Berlin
noch in den Beginn dieser bedeutenden Zeit, der neuen Regierung,
trifft. Die Spannung bei dem Eintritt der neuen Aera war sehr gross,
und es ist sehr erfreulich, dass die ersten Schritte unseres neuen
Königs die Hoffnungen bestätigen, den Befürchtungen keinen Stoff
geben."
Die Freude an dieser Reise sollte aber schmerzlich beeinträchtigt
werden. Als Schnaases Düsseldorf verliessen, war Immermann krank,
wie es schien, ohne Gefahr, aber kaum hatten sie ihr nächstes Ziel,
Dresden, erreicht, so erhielten sie die Nachricht von seinem Tode.
Diese
Kunde
erschütterte
sie
sehr,
dass
sie
zunächst
kaum
Fas-
sung fanden, den lang vorbereiteten Plan auszuführen. Unter allen
Freunden des Düsseldorfer Kreises hatten gerade in den letzten Jahren
sich
und
Innnernlann und Schnaase
Schnaase blieb in dieser
am engsten an einander geschlossen,
Freundschaft nachmals Immennands
Wittwe und seiner Tochter der treueste Bemther, der väterlichste,
liebevollste Freund. Als er Mitte October heimkehrte, trat erst ganz
das Gefühl des grossen Verlustes hervor. "Es war nicht mehr beim
Alten", schreibt er, "seitdem der Freund mit der unerschöpflichen
Frische seines Geistes, mit seinem vollen, warmen, enthusiastischen
Gefühle, ja selbst mit seinen Launen und Schwächen an allen Ecken
und
Enden
fßhltefz
Um so mehr war es in der stillen Häiuslichkeit, in die man sich
enger zurückzog, ein grosser Gewinn, als Freund Schirmer von einer
längeren Reise aus Italien zuriickkehrte, mit einem wunderbaren Reich-
thum landschaftlicher Studien, in denen sich sein Talent, die Tiefe