Gesinnung der Humanisten.
533
nicht wohl in Einklang zu bringen sind. Aber das waren eben vor-
übergehende, in die leichte Rede eingeschlossene Gedanken, die sie,
wenn man sie deshalb angegriffen hätte, leicht anders ausgelegt oder
aufgegeben haben würden. Spottsgelgene-d-ieehlönehe ist ein beliebtes
Thema; man sammelte Anekdoten von ihrer Heuchelei, Gefrässigkeit
und Sinnlichkeit; Poggio's Facetien und die Seliriften derhheisten
Hifiiianisten sind voll davon. Aber das waren eben Rügen gemeiner
Rohheit und Unsittlichkeit. Selbst fromme Mönche, wie Ambrogio
Traversari, nahmen keinen Anstoss daran und verkehrten mit den
Schriftstellern, welche diesen Spott am weitesten trieben. Papst
Nicolaus V. nahm solche Schriften von den Autoren entgegen. Poggio
verfasste seinen hauptsächlich gegen die Mönche gerichteten Tractat
über die Heuchelei in Rom unter den Augen des Papstes. Aber es
gab unter den Humanisten auch frominemSövhne der Kirche; Pontangsh
stiftete in Neapel eine eigene Kapelle, S. Giovanni""Evanwgelistäßf"hdiid
Giannozzo Mauetti erklärte den christlichen Glauben für ebenso er-
wiesen," wie die Lehre vom Dreieckl). Eine bleibende Opposition
gegen die Kirche fiel Keinem von ihnen ein, sie waren eher gleich-
gültig und fügsam, als in Lehrmeinungen eigensinnig und wider-
strebend. Sie standen grossentheilswinr Dienste der Kirche oder
hielten sich ehelos, um 1nöglicl1eriv'eise einträgliche Pfründen erhalten
zu Ti6ii'iiäii.' "Einzelne mochten eine Abneigung gegen die Kirche
haben; Carlo Marzuppini von Arezzo, der florentinische Staatssecre-
tair (t 1458), soll das Abendmahl und die letzte Beichte verschmäht
haben. Laurentius Valla schrieb im Dienste und Schutze Königs
Alfons von Neapel gegen die "falsche und erlogene" Schenkung
Constantins. Aber derselbe Valla kämpft in seinen Schriften gegen
diejenigen, welche die Tugend der Alten höher stellen wollten, als
die christliche, und der leichtfertige Poggio beschränkt das Lob,
welches er dem Beccadelli über die Eleganz seines Gedichtes ertheilt,
durch die moralische Rüge, dass Christen doch nicht so weit in der
Licenz gehen dürften, wie jene antiken Poeten, die den wahren Gott
nicht gekannt hätteni). Sie wollten also doch als Christen erscheinen,
und jedenfalls beunruhigten sie Niemand in. seiner Frömmigkeit.
Die eifrigsten Gönner der Humanisten wurdengerade auch in dieser
Beziehung gerühmt. Alwswlg, der einen ganzen Literatenhofstaat
hatte, darunter jenen Lorenzo Valla und den ausgelassenen Becca-
delli, fastet viel,_ lässt sich allnächtlich zu Gebeten wecken, stirbt
Roscoe, Lorenzo,