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Historische Einleitung.
ein, dass nur das Bestand habe. Als
Wortführer und Inhaber dieser unvergänglichen Literatur hielten sie
sich denn auch für die Verwalter des Ruhms, empfahlen sich daher
den Fürsten und Machthabern als diejenigen, welche ihren Namen
auf die Nachwelt bringen könnten. Ihnen wurde daher auch vor-
zugsweise die Geschichtschreibnng.deielliagesbegebenheiten übertragen,
wobei sie sich dann nicht bloss im Style, sondern auch im Factischen
dem Alterthum annähern zu müssen glaubten, die handglnilenuuPer-
sonen mitßömiäßhßllisfimbstiteln bezeichneten, sie Reden halten liessen,
wie es von den römischen Feldherren berichtet s. f. Ein
gewisser Pmzwiello, der im Jahre 1452 vom König Alfons von Neapel
in das Lager" der Venetianer geschickt war, um den Krieg dieser
seiner Verbündeten gegen Hlyiailanfd zu beschreiben, ging darin soweit,
dass er Pigjnicno, den "bekannten Condottiere und General der Ve-
netianer, stetsäcniniovggeinilieanus, seinen Gegner, den berühmten Franz
Sforzgipiabißliiliannibal benennt, Sie bemerkten nicht, dass dadurch
nicht bloss für spätere Leser das Charakteristische der Zeit, die sie
schildern wollten, verwischt und entstellt worden, sondern, dass eine
solche, immer erst der Erklärung bedürftige Ausdrucksweise auch
den Zeitgenossen dunkle und unklare Vorstellungen geben musste.
Am bedenklichsten wurde diese Vermischung der Gegenwart mit der
Antike auf kircxhlijillem Gebiete; aber auch hier trat sie sehr rasch
und in umfassender Weise ein. Schon Boccaz hatte sich eine
Vermischung christlicher und antik mythologischer Vorstellungen er-
laubt, aber doch nur in seinen Romanen. Jetzt, da die Curie die
Humanisten in ihre Kanzlei aufgenommen hatte, ging dhiesmauch in
die Urkunden und in ofiiciellefieschichtswerke über. Beispiele dieser
wunderlichen Ausdrucksweise giebt es unzählige und oft angeführte;
nur das eine mag wiederholt werden, dass Filelfo, als ihn nach dem
Tode seiner Frau der Ehrgeiz anwandelt, eine hohe geistliche Würde
zu erlangen, eine Supplikwin Hexametern an Nicolaus V. richtet und
dabei versichert, dassßer {ron Jugend auf die Neigung gehabt habe,
sich Christo, als dem „Lenker des Olympus", ganz zu weihen. Ein
bezeichnet erden Papstsselbst-wals-denjenigen, der den
Thron des olympischen Jupiters einnehme. Es scheint, dass dies
keinen Anstoss erregte, oder doch nur bei obscuren, ungebildeten
Mönchen; man hielt es für eine nothwendige Consequenz der lateini-
schen Sprache oder für eine harmlose gelehrte Spielerei. Zu einer
wirklichen Opßgsivtioigggegen die Kirche kam es bei den Humanisten
nicht; um die Theologie bekümmerten sie sich wenig. Zwar lassen
sich oft bei ihnen Sätze nachweisen, welche mit christlichen Begriffen