Humanisten.
Bestrebungen der
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Pggtien und zugleich als Weltvgßesserer, als diejenigen, welche der
verkommenen scholastischen Welt den SpiegelmädesmAltel-tlulms vor-
zuhalten hatten, als ihre Lehrer und Rathgeber. Sie hatten daher
einen unwiderstehlichen Drang, sich in antiker Roesiennd Redekunst
mit ihrer den Alten nacheifernden Weise des Denkens und Fühlens
hören zu lassen. Es ergaben sich daraus für sie dieselben Ansprüche,
welche schon Petrarca gemacht hatte, nur dass sie vermöge ihrer
grösseren Uebung und Vertrautheit in der Literatur darin in allen
Beziehungen weiter gehen zu können glaubten. Hatte er schon, im
Gegensatze gegen die pedantische Schwerfalligkeit der Scholastiker,
die Einfachheit, Leichtigkeit und Natürlichkeit des antiken Vortrages
gerühmt und sich nach Möglichkeit angeeignet, so machen sie die
Entdeckung, dass er ngochnnicht, leicht, nicht tiüssig genug geschrieben
habe. Hatte er schon die Form des Briefes als eine bequeme Weise,
seine Lesefrüchte und Studien an den Mann zu bringen, besonders
geliebt, so theilten sie nicht nur diese Neigung, sondern sie fanden
auch, dass Briefe den Charakter des Leichten, der Eingebungen des
Augenblicks haben, dass sie keinesweges studirtwerscheinen müssten.
Diese Leichtigkeit im Briefstyl und in den entsprechenden poetischen
Gattungen, im Egigrrarnm, in der dem Horaz nachgebildeten Satine,
wurde nun ein Hauptgegenstand ihrer Aufmerksamkeit 1). Sie liebten,
sich das Complinlent vortrefflichen Briefstyls zu machen und es
wiederum abzulehnen, weil sie sich nur absichtslos, ganz natürlich,
ohne Studium, geaussert hatten. War schon Petrarca der Meinung
gewesen, dass die Scheidung der wissenschaftlichen Facher vom Uebel
sei, dass ein nach deinwVorbilde der Alten geschulter Mann allen
Gegenständen gerecht sein könne, so machten sie diese Ansprüche in
noch höherem Grade. Sie schrieben sich eine Genialität zu, die sie
weit über die Menge erhob und ihnen in ihren Augen eine gewaltige
Bedeutung gab. Das Lebenselement dieser geistigen Grösse war aber
die antikeSRrache; das Italienische trat immer mehr in den Hinter-
grund. _Die italienische Poesie verstummte, wenigstens auf der lite-
rarischen Stube, völlig, selbst Briefe schrieben die Humanisten, wie
Filelfo es ein Mal geradezu sagt, nur dann in dieser Baueßnsprache
(alla grossolana), wenn sienicht wünschten, dass sie copirt und auf
die Nachwelt gebracht würden. Von ihren lateinischen Briefen waren
sie also überzeugt, dass sie, weil im Style und Tone der Alten ge-
schrieben, auch neben den unvergänglichen Werken derselben er-
halten bleiben würden. Sie lebten sich mehr und mehr in die Fiction
Schon
des
seit dem Anfange
Jahrhunderts.
Voigt, a.
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