Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Humanisten. 
Bestrebungen der 
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Pggtien und zugleich als Weltvgßesserer, als diejenigen, welche der 
verkommenen scholastischen Welt den SpiegelmädesmAltel-tlulms vor- 
zuhalten hatten, als ihre Lehrer und Rathgeber. Sie hatten daher 
einen unwiderstehlichen Drang, sich in antiker Roesiennd Redekunst 
mit ihrer den Alten nacheifernden Weise des Denkens und Fühlens 
hören zu lassen. Es ergaben sich daraus für sie dieselben Ansprüche, 
welche schon Petrarca gemacht hatte, nur dass sie vermöge ihrer 
grösseren Uebung und Vertrautheit in der Literatur darin in allen 
Beziehungen weiter gehen zu können glaubten. Hatte er schon, im 
Gegensatze gegen die pedantische Schwerfalligkeit der Scholastiker, 
die Einfachheit, Leichtigkeit und Natürlichkeit des antiken Vortrages 
gerühmt und sich nach Möglichkeit angeeignet, so machen sie die 
Entdeckung, dass er ngochnnicht, leicht, nicht tiüssig genug geschrieben 
habe. Hatte er schon die Form des Briefes als eine bequeme Weise, 
seine Lesefrüchte und Studien an den Mann zu bringen, besonders 
geliebt, so theilten sie nicht nur diese Neigung, sondern sie fanden 
auch, dass Briefe den Charakter des Leichten, der Eingebungen des 
Augenblicks haben, dass sie keinesweges studirtwerscheinen müssten. 
Diese Leichtigkeit im Briefstyl und in den entsprechenden poetischen 
Gattungen, im Egigrrarnm, in der dem Horaz nachgebildeten Satine, 
wurde nun ein Hauptgegenstand ihrer Aufmerksamkeit 1). Sie liebten, 
sich das Complinlent vortrefflichen Briefstyls zu machen und es 
wiederum abzulehnen, weil sie sich nur absichtslos, ganz natürlich, 
ohne Studium, geaussert hatten. War schon Petrarca der Meinung 
gewesen, dass die Scheidung der wissenschaftlichen Facher vom Uebel 
sei, dass ein nach deinwVorbilde der Alten geschulter Mann allen 
Gegenständen gerecht sein könne, so machten sie diese Ansprüche in 
noch höherem Grade. Sie schrieben sich eine Genialität zu, die sie 
weit über die Menge erhob und ihnen in ihren Augen eine gewaltige 
Bedeutung gab. Das Lebenselement dieser geistigen Grösse war aber 
die antikeSRrache; das Italienische trat immer mehr in den Hinter- 
grund. _Die italienische Poesie verstummte, wenigstens auf der lite- 
rarischen Stube, völlig, selbst Briefe schrieben die Humanisten, wie 
Filelfo es ein Mal geradezu sagt, nur dann in dieser Baueßnsprache 
(alla grossolana), wenn sienicht wünschten, dass sie copirt und auf 
die Nachwelt gebracht würden. Von ihren lateinischen Briefen waren 
sie also überzeugt, dass sie, weil im Style und Tone der Alten ge- 
schrieben, auch neben den unvergänglichen Werken derselben er- 
halten bleiben würden. Sie lebten sich mehr und mehr in die Fiction 
Schon 
des 
seit dem Anfange 
Jahrhunderts. 
Voigt, a. 
417.
	        
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