Interessen.
Literarische
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lernen und so erziehen, dass sie beim Empfange seiner Gäste die
lateinische Conversation führen konnten. Nicht anders an den klei-
neren Höfen. Die Estemin Ferrara und die Gonzaga in Mantua
ziehen die pädagogisch. begabten Gelehrten, Guarino taris'"'väi1enrr
(1429) und VIIIQQEQNÖR Feltre (i 1447), in ihre Dienste, gründen
Erziehungsanstulten undmwlassen darin ihre eigenen Kinder, neben
andere-n Schülern, klassisch erziehen und in lateinischen Versen üben.
Federjgo Äpgn Urbino, der berühmteste Feldhauptmann seiner Zeit,
iindet seine Freude daran, sich aus den Klassikern vorlesen zu lassen,
und hält zur Vermehrung seiner Bibliothek stets dFF-zissig bis vierzig
Schreiber bereit. Als er ein Mal von Rom aus den gelehrten Papst
Pius II. begleitet, verkürzen sie sich den Weg durch ein Gespräch
über die Kriegskunmsstwrler Alten. Selbst wilde und ausschweifende
TyTannen, wie Ghisiviionkilo Malatesta von Rimini, hatten ihre Hof-
gelehrten und glaubten, Bibliotheken anlegen zu müssen. Auch die
Päpste blieben nicht zurück; Engen IV. (von 1431 bis 1447), obgleich
eine mönchische Natur und ohne eigenes Interesse für Literatur,
sieht ein, dass er zu seinen Verhandlungen und Streitschriften die
Humanisten nicht entbehren kann, und zieht mehrere derselben in
seine Kanzlei, die von nun an ein Sammelplatz solcher Schöngeister
wurde. Vor Allem aber war Flgrenz der Sitz dieser literarischen
Begeisterung. Alle Stände betheiligten sich daran; die meisten
reichen adligen Häuser hatten gelehrte "Mitglieder oder trugen doch
zur Pflege dieser Studien bei. Auch die blillche blieben nicht zurück;
der Augustiner Luigi Marsigli, in S. Spirito, schon im vierzehnten
Jahrhundert, der Camalrlulenserprior und nachherige Ordensgeneral
Ambrogio Traversari, in S. Maria degli Angeli, waren die kundigsten
Rathgeber und Leiter in wissenschaftlichen Fragen und standen jedem,
der sie in ihren Zellen aufsuchte, bereit. Wirksamer noch als sie
war Niccolo Niccoli, bürgerlichen Geschlechts und von mässigem Ver-
mögen, der aber alles, was er besass von Zeit und Kräften, auf die
Beförderung dieser Studien und auf die Anlegung und Vermehrung
seiner, allen Lernbegierigen offen stehenden Bibliothek verwendete.
Waren seine Mittel erschöpft, so brauchte Bank der
Medici anzuweisen, welche Cosmo, der die Bedeutung dieser literari-
scheTT "Bestrebungen vollkommen erkannte, ihm zu diesem Zwecke er-
ötinet hatte. Ihn ernannte dann auch Niccolo behufs Erhaltung und
weiterer Benutzung seiner Bibliothek zum lestamentsexecutor, was
denn Cosmo bestimmte, sie ansehnlich vermehrt und prachtvoll im
Kloster S. Marco aufgestellt dem öffentlichen Gebrauche zu über-
geben.
Schnaaseis Kunstgesch. VIII. 34