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Historische Einleitung.
zu studiren, und kehrten als Lehrer derselben, die beiden letzten
auch mit grossen, von Manuscripten gefüllten Kisten, nach Italien
zurück (1423. 1427). Eine nachhaltigere Anregung gab dann das im
Jahre 1438- zu Florenz abgehaltene Concil, welches die Einigung der
von den Türken hart bedrängten griechischen Kirche mit der abend-
ländischen bezweckte. Mehrere gelehrte Griechen traten bei dieser
Gelegenheit lehrend auf und liessen sich zum Theil zu längerem Auf-
enthalte in Italien bestimmen.
Dazu kamen dann andere Aufgaben. Die öiientlichen Geschäfte
wurden in Italien noch immer lateinisch verhandelt; die neue National-
sprache wurde nur poetisch oderim gemeinen Verkehr gebraucht.
Diese Latinität durfte aber, nachdem man Besseres kennen gelernt
hatte, nicht mehr die verderbte, mittelalterliche bleiben, welche in
den Kanzleien und selbst bei den seholastisch gebildeten Juristen
noch immer die herrschende war. Man verlieh daher gern die öffent-
lichen Aemter an Männer von humanistischer Bildung, und es kam
bald dahin, dass man es für anständig oder rathsam hielt, Staats-
schriften nur in dieser besseren Latinität abzufassen und den Em-
pfang von Gesandten oderxiföifhohen Personen durch pomphafte
Reden im humanistischen Style zu begehen. In Florenz wurde die
Stelle des Staatsseeretairs schon gleich nach dem Tode Petrarca's
durch einen seiner Anhänger, ColucciLdeQSalutati (von 1375 bis
1406), und später von 1427 bis 1459 ununterbrochen von berühmten
humanistischen Schriftstellern verwaltet. Alle Fürsten traehteten
darnach, Humanisten von einigem Rufe in ihre Dienste zu ziehen,
theils, um sie für Geschäfte der angedeuteten Art zu gebrauchen,
theils aber auch als Lehrer, welche sie selbst oder ihre Kinder in
diese für unentbehrlich geachtete Literatur einführten, oder als Hof-
poeten, die ihren Ruhm verherrlichten und auf die Nachwelt zu
bringen verhiessen. Alfonsl, von 1435 bis 1458 König von Neapel,
hatte einen ganzen Hqßtnaat solcher Gelehrten um sich, den berühm-
ten und gründlichen Laurentius Valla, den lasciven Antonius Becca-
delürans Palermo, Bartholoinähps Facius und Andere,uhiitäqde'rieiil er
freundschaftlich umgiiigfsichrvönwihnlen vorlesen oder gelehrte Vor-
träge halten liess oder sie zu Sendungen oder Geschäften gebrauchte.
Der wüste, neronische Filippo Maria Visugggnti von Mailand (von 1412
bis 1447), der in der That schwerlich eigene Sympathien für Kunst
und Wissenschaften hatte, gab sich Mühe, den anspruchsvollen Fihlelfo
an seinen Hof zu fesseln, und sein Nachfolger, der tapfere FrßnCßseo
Sforga, der im Lager und in strenger soldatischer Disciplin auf-
gewachsen war, liess seine Tochter und seine Nichte Griechisch