Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

der alten Autoren. 
Studium 
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hatte daher jenen Mangel schon tief empfunden, auf seinen Reisen 
oder durch Correspondenz nach den vermissten Werken geforscht, 
seine Sehnsucht nach vollständigeren Bücherschätzen in eindringlich- 
sten warten ausgesprochen. Sein Zeitgenosse Boccaccio hatte auch- 
wohl schon gelegentlich in Monte Cassino nachgesucht und dabei die 
Erfahrung von den bedeutenden Schätzen gemacht, die noch in den 
Klöstern in grenzenloser Vernachlässigung verborgen lagen. Sobald 
sich daher die Zahl der Sachverständigen mehrte, begann ein syste- 
matisches Suchen und Sammeln-  benutzte die müssigen Tage, 
die "e? als päpstlicher Secretair am Costnitzer Ooncil hatte, um, zu- 
nächst in benachbarten Klöstern, dann selbst in Frankreich und Eng- 
land, in den Bibliotheken zu wühlen; er konnte im Alter mit Stolz 
auf die Fülle lateinischer Autoren zurückblicken, die er der Welt 
wiedergegeben hatte. CiriacohuvonpAncona macht daraus schon ein- 
abenteuerndes Gewerbe, ist beständig auf der Wanderung, in Italien 
oder imüOrient, sammelt auch Inschriften, Münzen, geschnittene Steine 
und scheint seine Gönner auch zuweilen mit nachgemachten Funden 
bedient zu haben. Ausser diesen professionsmassigen Forschern gab 
es dann Andere, welche gelegentlich oder in der Nähe ihres Wohn- 
orts nach Handschriften suchtennund solche entdeckten, oder Mönche, 
welche in ihren Klöstern Manuscripte nachwiesen und anboten: Es 
fehlte dabei nicht an literarischen Diebstählen, an Intriguen und 
Bestechungen. Dies Alles setzte dann aber wieder Gönner und 
Sammler, welche die Kosten bestritten und die dadurch gewonnenen 
Schätze zu prüfen und zu würdigen verstanden, zuverlässige und hin- 
länglich gebildete Gehülfen zur Fertigung correcter Abschriften und- 
endlich Gelehrte voraus, welche den Text kritisch behandeln, die Ab- 
schriften revidiren, vergleichen, vervollständigen und von Zusätzen 
und Entstellungen reinigen konnten. 
Da die römischen Schriftsteller überall auf die griechische Lite- 
ratur, als auf ihr Vorbild und ihre Quelle, hinwiesen, erwaclite"auch 
die Sehnsucht nach dieser. Schon Petrarcaiverehrte seinen Homer, 
obgleich er ihn nicht verstand, und Boccaccio lernte mit Mühe etwas 
Griechisch. Hier aber war es noch schwerer, fortzuschreiten, es 
fehlte sowohl an Lehrern, als an Büchern. Schon gegen das Ende 
des vierzehnten Jahrhunderts kam zwar ein namhafter griechischer 
Gelehrter, Manuel Ghrysoloras, nach Italien, der mit Begeisterung 
empfangen wurde und sich zu Vorträgen in Florenz bestimmen liess, 
bei denen er die angesehensten Männer der Stadt zu seinen Füssen 
Sah, Einige jüngere Männer, Guarino von rVerona, Aurispa, Filelfo, 
entschlossen sich demnächst, die griechische Literatur an der Quelle
	        
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