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Schulen der östlichen und nördlichen Grenzlande.
Die
malt, erhalten sind 1). Einheimische Maler waren daher vorhanden,
indessen ist nichts Erhebliches erhalten, was wir ihnen mit Sicher-
heit zuschreiben können, da die meisten Bilder aus der Fremde ein-
geführt oder doch von fremden, hier eingewanderten Künstlern ge-
malt zu sein scheinen. S0 ein Votivbild des 1426 verstorbenen
Canonicus Borschow im Dome zu Frauenburg, welches die Jungfrau
mit dem Kinde, dem ein Engel Blumen darreicht, in einer Wein-
laube, nebst dem davor knieenden Stifter und einer weiblichen Schutz-
heiligen desselben, in lichter Färbung mit grosser Anmuth und idealer
Schönheit darstellt, ähnlich den besseren Bildern der Kölner Schule 2).
Noch deutlicher ist der fremde Ursprung bei den ziemlich zahl-
reichen und bedeutenden Bildern in den Kirchen Danzigs, von denen
nicht bloss das als Beute eingeführte jüngste Gericht und die Stiftun-
gen der Familie Ferber, von denen wir schon sprachen, sondern auch,
die meisten anderen niederländischen oder niederrheinischen Ur-
sprungs sind. Auch im Innern des Landes finden sich hin und wieder
Altarbilder, welche iiandrischer oder niederrheinischer Schule zu sein
scheinens).
Auch in den mehr westlichen Küstenländern scheint man sich
zur Befriedigung des künstlerischen Bedürfnisses gern an entferntere
Gegenden gewandt zu haben. Lübeck ist reich an zum Theil sehr
ausgezeichneten niederländischen Werken, Hamburg besitzt, un-
geachtet des Brandes, noch ein Bild, wie mir schien, westphälischen
oder holländischen Ursprungs, einen blutenden, von Engeln beklagten
Christus, in der Peterskirche, und in Lüneburg sind an einem Altar-
schreine, mit der Passion in sehr untergeordneter Schnitzarbeit, die
Flügelgemälde aus den Legenden verschiedener Heiligen, namentlich
des St. Georg auf landschaftlichem Grunde, sehr tüchtig und in einer
Weise gemalt, welche einen wenn auch deutschen Schüler Rogers
van der Weyden annehmen lässt.
1) Hagen, d. Dom zu Königsberg, S. 101. Auch Spuren von Wandmalereien,
jedoch von sehr rohen, haben sich hier gefunden.
2) v. Quast, Denkmale der Baukunst in Preussen, Heft III.
3) Mehrere derselben sind jetzt in der Pfarrkirche zu Allenstein aufgestellt.
Ihre nähere Beschreibung bei v. Quast, a. a. 0., S. 43.