Brandenburg.
Metallguss und Malerei in der Mark
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1475 einen Leuchter für die Jacobskirche zu Perleberg, in den
Jahren 1487 und 1489 aber Leuchter und Taufe für St. Johann zu
Werben goss und also eine lange Zeit in der Mark lebte. Auch der
Heinrich ltlente, der im Jahre 1508 den Taufstein für St. Stephan
zu Tangermünde verfertigte und dabei die etwanigen Kritiker mit
einem derben niederdeutschen Spruche nach Hause schicktel), wird
ein Einheimischer gewesen sein, da er keinen auswärtigen Wohnort
nennt. Jedenfalls aber lässt die Menge der in farbigem Schnitzwerk
und mit Malereien versehenen Altäre auf einheimischen Betrieb dieser
Kunstzweige schliessen. Das umfassendste Werk der Wandmalerei
in diesen Gegenden ist der erst neuerlich entdeckte und von der
Tünche befreite Todtentanz in der Marienkirche zu Berlinz). Er
ist zwar nicht ein Kunstwerk von grosser Tiefe, aber eine immerhin
erfreuliche Arbeit, mit sicherer Hand gezeichnet, im Ausdrucke ver-
stündlich und mit der ruhigen Haltung und der naiven, aber freilich
etwas stereotypen Grazie der Malereien auf der Gränze der idealen
und naturalistischen Kunst. Da die Trachten übrigens auf die zweite
Hälfte des Jahrhunderts hindeuten, haben wir hier wieder einen Be-
weis von der längeren Erhaltung des älteren Styls in diesen Gegen-
den. Sonst weiss ich von Wandgemälden nur einige Ueberreste in
einer kleinen Seitenkapelle der Marienkirche und im Dome zu Sten-
dal zu nennen, welche, zwar übermalt, doch noch die Zeichnung
etwa von der Mitte des 15. Jahrhunderts erkennen lassen. An den
Altaren ist die Malerei durchweg von ziemlich handwerksmässig
derber Art, das Schnitzwerk dagegen besser, auch in viel grösserem
Umfange angewendet. Einige dieser Werke sind sehr umfassend und
prachtvoll ausgestattet; so der Hochaltar der Kirche zu Dambeck,
mit Darstellungen aus dem Leben der Maria, welcher laut Inschrift
von dem Propst Vredemann zu Salzwedel im Jahre 1474 gestiftet
ist, der der Marienkirche zu Seehausen, welcher bei geöffneten
Flügeln in der Mitte des Schreines die Kreuzigung mit grosser Fi-
gurenzahl, daneben aber, theils im Schrein, theils in den Flügeln,
die evangelische Geschichte von der Geburt Johannes des Taufers
1) Als ein charakteristischer Künstlerspruch mag die Inschrift hier eine Stelle
iinden: XVc un acht dartu Hinric Meute macete mi 1- de mi begript of de mine
(der mich angreift an dem Meinen), de gha t'hus uü sie opte sine, vint he daer
neen ghebreec, so come to mi en segge wat mi let. S. über die übrigen im
Texte genannten Gusswerke Adler, a. a. 0., bei den betr. Kirchen, und Fiorillo,
11, 207 rr.
ß) Lübke, Der Todtentanz in der Marienkirche zu Berlin, mit Abbildungen,
1s61_ Neuere Monographie über dasselbe Denkmal von Th. Prüfer, Berlin 1375
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