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der
Schulen
Die
und nördlichen
östlichen
Grenzlande.
während (liese, in Folge theils des früheren Zurückbleibens in der
Kunst, theils der klimatischen und socialen Verhältnisse dieser Ge-
gend, mehr am Alten hingen und den naturalistischen Empfindungen
nicht den kräftigen Ausdruck zu geben vermochten, wie andere
Schulen, fanden auch diese Anhänger und Einiiuss, so dass oft Werke
verschiedener Schulen und Richtungen neben einander aufgestellt
wurden und diese Mischung die Bildung festen Kunstgefühls er-
schwerte. Das hinderte freilich nicht, dass Künstler von bedeuten-
den Gaben und individuellem Charakter entstanden, aber sie blieben
vereinzelt und waren nicht mächtig genug, um ihren Landsleuten
bleibend zu imponiren.
Am augenscheinlichsten erkennen wir diesen Hergang in Sach-
sen. Einen bedeutenden Einfluss hatte hier die benachbarte fränki-
sche Schule. Von den Bildern aus der Dreifaltigkeitskirche in Hof,
von den Altäiren in Zwickau und in der Reglerkirche zu Erfurt, die
aus Wolgemufs eigener Werkstatt hervorgegangen zu sein scheinen,
haben wir schon gesprochen. Aber auch die Altargemälde der Stadt-
kirche zu Chemnitzl), selbst die in vielen thüringischen tind sächsi-
schen Dorfkirchen, der grosse Altar von 1487 zu Neunhofen bei
Neustadt a. 0., die kleineren zu Preilip und Zeigerheim bei Saal-
feld von 1479 und 14983) und mehrere in der aus den Kirchen des
Landes zusammengebrachten Sammlung zu Weimar gehören völlig
der fränkischen Schule an. Daneben aber finden sich in derselben
Sammlung andere, welche die mildere, weniger energische, aber auch
weniger zu Uebertreibungen geneigte Auffassung der ältern Epoche
mit einzelnen naturalistischen Zügen und mit einer derben Technik
verbinden und die Beschauer einigermaassen an westphälische Ma-
lereien erinnern. Und dieselbe Richtung haben denn auch die
grösseren Altarwerke in der Frauenkirche zu Arnstadtß) und in
mehreren Kirchen zu Halle, namentlich der Altar von 1488 in
St. Ulrich4), bei welchen das Schnitzwerk von grosser Schönheit und
Würde und bedeutender ist, als die übrigens auch nicht verdienst-
lose, aber derbe und einfache Malerei. Auch das jetzt im Vater-
ländischen Museum zu Dresden befindliche s. g. Hungertuch, obgleich
aus der damals böhmischen Stadt Zittau stammend, gehört dieser
1) Waagen, K. W. u. W. in D., I, 24.
9) Bernhard Stark in der zu Jena erscheinenden Zeitschrift des thür. Alter-
thumsvereins, 1858, S. 357 Hi, und Derselbe in den N. lNlitth. des thüring-säichs.
Vereins, Bd. VIII, S. 109 u. 120.
3) Schorn im KunstbL, 1836, S. 13.
4) Kugler, kl. Schrx, II, 31.