Altar
der Elisabethkirche zu Breslau.
der Familie Prockendorf in
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deutschen Kunst des XV. Jahrhunderts gehörenl). Auf der bei dem
Schlüsse dieser äusseren Flügel sichtbaren Rückseite ist dann end-
lich in nicht uninteressanter Composition die Trennung und- Ver-
breitung der Apostel, die man in weiter Landschaft zerstreut sieht,
jedoch in roherer, wohl erst dem 16. Jahrhundert angehöriger Aus-
führung dargestellt.
Im Ganzen sind an den zahlreichen Altären und Epitaphien der
Breslauer Kirchen die Schnitzwerke besser als die Malereien, und es
ist bemerkenswerth, dass sich an ihnen noch längere Zeit Züge des
idealen Styles erhalten, wovon, neben dem eben geschilderten Altar-
werke, eine mit der Jahreszahl 1496 bezeichnete, überlebensgrosse
Holzstatue der Jungfrau mit dem Kinde, aus der Adalbertskirche
stammend, im Vereinsinuseum, ein ausgezeichnetes Beispiel giebt.
Neben diesen feineren Zügen macht sich dann aber oft ein aut-
fallend roher Naturalismus geltend, der so weit geht, dass die Holz-
statue des leidenden Christus (offenbar, um sie natürlicher und da-
durch noch ergreifender zu machen) eine Perrücke von natürlichem
Haar erhalten hata). Indessen kommen dazwischen immer wieder
anscheinend aus verschiedenen Gegenden eingewanderte bessere
Künstler vor, zu denen derjenige gehört, welcher den von 1508
datirten Stanislaus-Altar in der Goldschlägercapelle in St. Magda-
lena und wahrscheinlich auch das in derselben Kirche befindliche
Relief fertigte, auf welchem St. Lucas im gewölbten und reichlich
möblirten Zimmer die Jungfrau malt, während sie als wirthschaft-
liche Mutter an einem Röckchen für das auf der Erde spielende
Christkind nähtß). Die vollen, gefällig weichen Züge erinnern an
schwäbische Schule, während die landschaftlichen oder architektoni-
schen Hintergründe auf den Gemälden des Altarwerkes den nun
schon allgemein verbreiteten Einfluss der ilandrischen Meister er-
kennen lassen.
Noch weniger, als in Oesterreich und Schlesien, kam es in
Norddeutschland, in Sachsen, den Marken, den Küstenländern,
zur Bildung selbstständiger Schulen. Zwar war auch hier jetzt ein
erhöhter Kunstbetrieb, zum Theil durch einheimische Meister. Aber,
1) Vgl. die jedoch etwas zu glatt undfmodern ausgefallenen Abbildungen in
Förstefs Denkmalen, Bd. VI.
2) So u_ a. an einem von 1492 datirten Altare. Luchs, Die Elisabethkirche,
Nr. 102.
a) Abbild. in Försterk Denkm., Bd. VI. Vgl. auch Alwin Schultz a. a, O.