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Schulen
Die
der
und nördlichen
östlichen
Grenzlande.
schöner, schlanker Gestalt empor; die Zahl der einzelnen Abtheilun-
gen oder Bilder beläuft sich auf 35 und das Meiste darunter scheint
von der Hand desselben Meisters. Der Einiiuss der iiandrischei;
Schule ist in den sehr ausgeführten Landschaften und Perspectiven,
sowie in anderen Zügen sehr deutlich, aber deutet nicht auf un-
mittelbare Beziehungen, und die edeln, stylvollen Formen der Bilder
und besonders des Schnitzwerks erinnern mehr an fränkische Schule.
Ueberhaupt scheint diese in den letzten Decennien des XV.
Jahrhunderts einen überwiegenden Einfluss zu gewinnen. Dies be-
weist, ausser vielen anderen unbedeutenderen Schnitzwerken oder
Altären, der ebenfalls in der Elisabethkirche befindliche grosse, mit
Schnitzwerk, Reliefs und Gemälden reich ausgestattete Altar der
Familie Prockendorf, der zwar von sehr verschiedenen Händen ge-
arbeitet und im Ganzen geringer, doch Verwandtschaft mit dem
lllarienaltar zeigtl), das Goldgrundgemälde des Weltrichters von
1488 in St. Barbara, und endlich ein etwas jüngeres und höchst
ausgezeichnetes Altarwerk in dem durchweg aus Bildern schlesischer
Kirchen gebildeten Kgl. Museum zu Breslau, dessen ursprünglichen
Standort man nicht kennt. Der Schrein enthält in reicher Ver-
goldung und feiner, jetzt sorgsam hergestellter Färbung die Himmels-
königin mit dem Kinde nebst einigen Engeln und knieenden Ge-
stalten, und zwar auf der einen Seite die Vertreter der Kirche:
Papst, Cardinal, Bischof und Abt, auf der andern die der Laienwelt:
Kaiser, König, Herzog und Ritter, alles fast freistehende Figuren
mit noch etwas alterthümlicher Gewandbehandlung, und auf den
Flügeln in Reliefs die wohlgeordneten und amnuthigen Compositionen
der Verkündigung und Anbetung der Könige, Geburt und Präsenta-
tion. Beim Schlusse dieser Flügel zeigen sich auf ihrer Rückseite
und auf den äusseren Flügeln vier hohe und schlanke Gemälde auf
Goldgrnnd, jedes mit einer der heiligen Familien und zwar immer
in der Anordnung, dass die Frauen mit den Kindern im Vorgruntle
sitzen, während die ltlännei" hinter einer Mauerbrüstung erscheinen.
Alle sind sehr gut in den beschränkten Raum eingefügt und über-
haupt von gleich vortretflicher Composition, dagegen ist die Aus-
führung der beiden Seitenbilder roher und offenbar von Schülerliand,
während die beiden Rückseiten der innern Flügel in jeder Beziehung,
in der einfachen Gewiandung, der vortrefflichen Modellirung, der
Anmuth und Schönheit in den durchweg deutschen Zügen der Ge-
stalten, ebenso wie jene Reliefs, zu den edelsten Erzeugnissen der
Die Elisabethkirche,
Luchs,
und lNlitth.
295.
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