Einfluss anderer
Malerei.
Schulen auf die schlesische
deutscher
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Täufer und Bartholomäus, von grosser Schönheit und individuellem
Ausdrucke sind.
Ein bedeutendes Kunstwerk ist sodann der in
der Elisabethkirche,der schon wegen seines reichen Inhalts uendwiles
schlanken architektonischen Aufbaues Beachtung verdientl). In fünf
Stockwerken erhebt er sich; unten die Predella mit sechs Büsten
verschiedener Heiligen, dann der Schrein, durch gothische Glieder
in vier Nischen mit je einer lebensgrossen Gestalt getheilt, auf den
Seiten Johannes der Täufer und die heilige Hedwig, in der Mitte
die Verkündigung in der seltsamen, aber noch einige Male vor-
kommenden Weise, dass der Engel das Hüfthorn blast und das Ein-
horn sich im Schoosse der Jungfrau birgtil); dann darüber in einem
zweiten kleineren Schreine die gekrönte Maria, zwischen Gott Vater
und Christus thronend, demnächst als viertes Stockwerk die lebens-
grosse Himmelskönigin mit dem Kinde, und endlich ganz oben zwei
Engel. Auch die Innenbilder der Flügel sind Reliefs, die Geburt
Christi und andere Momente seiner Kindheit und den Tod der Maria
darstellend. Nach dem Schlüsse dieser ersten Flügel sieht man acht
Gemälde, wiederum aus dem Leben der Maria, von ihrem frühen
Aufsteigen zum Tempel bis zur Ausgiessung des heiligen Geistes,
sonderbarerweise nicht einmal in chronologischer Folge, darunter
zwei ungewöhnliche. Auf dem einen arbeitet der Christusknabe, der
im vorhergehenden Bilde im Tempel lehrend gezeigt war, an der
Hobelbank, in kindlichem Gehorsam, während die Mutter, gekrönt
zwar, doch spinnend, mit dem drohend aufgehobenen Finger ihn in
Zucht zu halten scheint; also eine stark betonte Mahnung zu kind-
licher Unterwerfung. Dem andern liegt zwar die Legende von dem
Aufenthalte der jungen Maria im Tempel zu Grunde: in einer gotl1i-
sehen Kirche kniet sie betend in dem mit goldnen Aehren bestickten
dunkelgrünen Kleide, das wir schon im Oesterreichischen fanden.
Allein hinter ihr kniet dann auch die zahlreiche Familie des Stifters,
fünf Nlänner und vier Frauen, welche, dies Gebet für sich benutzend,
sie anrufen: „Ora pro nobis, sancta dei genitrix Maria". Endlich
nach dem Schlüsse der äusseren Flügel zeigen sich wieder vier
Bilder, aber aus der Passionsgeschichte, diese sowie die Pfingstscene
von der Hand von Gehülfen, roher oder weichlicher. Das ganze
Werk ist 7 Fuss breit und über 25 Fuss hoch und thürint sich in
die N.
der auf
1) Dr. Luchs, Die Elisabethkirche, S. 117-131.
1') Ueber ähnliche Darstellungen Otte, Kunstarchäologie,
Thür. Sächs. Vereins V, 1, 111-121 verweist.
des
Mitth.