Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Schulen 
Die 
Grenzlande. 
östlichen und nördlichen 
der 
gestiftet istl). Der Gegenstand ist sehr einfach. Auf der Mittel- 
tafel Christus am Kreuze zwischen hlaria und Johannes und daneben 
der Stifter in seiner Domherrentracht knieend, auf den Flügeln 
St. Johannes der Täufer und St. Vincentius in Bischofstracht, alles 
dies auf Goldgrundfauf denAussenseiten der Flügel aber die Ver- 
kündigung, auf jeder der Tafeln eine der beiden Figuren, obgleich 
der zwischen ihnen mit seinen Verzierungen durchgeführte Rahmen 
sie trennt. Dies Aussenbild nun zeigt deutlich iiandrischen Einfluss; 
das jungfräuliche Zimmer, welches ungeachtet des höchst beschränk- 
teiiwltätiiiies einen Sessel, das beliebteWandschränkchen mit einer 
Flasche, einem Deckelgefässrüundeinem Leuchter mit halb nieder- 
gebrannter Wachskerze, dann das Fenster mit dem Blumentopf und 
mit landshchafftlicher Aussicht enthält, dann aber noch mehr die Ge- 
stalten lassen "man "nicht zweifeln, und der Erzengel mit dem 
Lockenhauptr,-iadeer PerIenkrODQ und der glänzenden Edelsteinagratfe 
an seinem Mantel hat sogar die bestimmteste Aehnlichkeit mit dem 
auf der Verkündigung des Roger van bdermweyaden zu München, so 
dass man ein Schulverhältniss zu diesem Meister annehmen möchte. 
Die inneren Bilder sind von mehr statuarischer Haltung und auf 
Goldgrund gemalt. Der Körper des Heilandes ist mager, aber correct 
und würdig, der Kopf höchst ausdrucksvoll, die schrnerzerftillte 
Mutter von ergreifender Innigkeit, und selbst in den kleinen Köpfen 
der Engel die Trauer mit lebendigster Wärme und Mannichfaltig- 
keit ausgesprochen. Unter den übrigen Gestalten ist der heilige 
Vincentius durch würdevollen Ernst ausgezeichnet. Einzelnes, z. B. 
die magern und langen Finger, und in der Technik die bestimmte 
Zeichnung der Umrisse, erinnert noch an den älteren Styl, aber die 
kleinen Engel in schwarzblauen Gewändern, welche klagend oder das 
Blut der Wunden in Kelchen auffangend den Kreuzesstamm um- 
schweben, sind gerade solche, wie sie Roger anzubringen liebt, und 
auch sonst sind, namentlich in den naturwahren Bewegungen, in der 
Gewandbehandlttng, im Porträtkopf des Stifters, zahlreiche Anklänge 
1) Ueber diesem Bilde und mit ihm verbunden ist nämlich eine Tafel mit 
einem an sich unbedeutenden, halbkreisförmig geschlossenen Gemälde, eine heilige 
Familie nebst einem andern Stifter mit folgender Inschrift: Hanc quam Olim 
Doctor Petrus de Wartenberg suo ere (aere) tabellam erexit 1468 1111116 DOW)? 
Ioannes Schuttinhofer Canonicus adaugere fecit 1512. Theils wegen der Nahe der 
Zeit, theils wegen der verwandtschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehungen, 
welche diese Verbindung der Denktafeln vermuthen lässt, ist (las Zeugniss voll- 
kommen glaubhaft, auch stimmt der Styl des Bildes völlig damit überein. VgL 
Luchs, Stylproben, S. 32, wo auch eine kleine Abbildung (188 Erzengels gegeben.
	        
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