Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Jahrhunderts in 
des XV. 
Kunstwerke 
Schlesien. 
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die Nachricht von einer untergegangenen, aber durch ihren Gegenstand 
sehr interessanten. Malerei vorausschicken, die wir der ungewöhnlichen 
Genauigkeit einer Urkunde vom Jahre 1420 verdanken. Sie enthält 
einen Protest der damals hier am Hoflager Kaiser Sigismunds sich 
aufhaltenden polnischen Gesandten gegen einen in Sachen der Krone 
Polens gegen den Deutschen Orden erlassenen Urtheilsspruch, und 
der Verfasser der Urkunde hat es nicht unterlassen, wahrscheinlich 
um die Rechtzeitigkeit der Berufung festzustellen  den Ort mit un- 
gewöhnlicher Genauigkeit zu bezeichnen, nämlich als dasjenige Zimmer 
im Königl. Palaste zu Breslau, welches mit verschiedenen Geschichten 
des Königs Nabochodenazar und anderen Gegenständen ausgemalt 
sei l). Wie alt diese Malerei damals gewesen, wissen wir freilich 
nicht, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie schon von dem 
prachtliebenden und ernsten Karl IV. herstammte, der sich damit 
eine Mahnung an die Vergänglichkeit irdischer Grösse und irdischen 
Genusses geben wollen. Aber es ist begreiflich, dass dies königliche 
Beispiel und die Anwesenheit dazu geeigneter Künstler zur Erweckung 
der Kunstliebe auch bei den reichen Kaufherren von Breslau bei- 
tragen musste. 
Das älteste erhaltene und datirte Denkmal des XV. Jahrhunderts 
ist ein grosser, aber ganz aus Gemälden bestehender und mit der 
Jahreszahl 1447 bezeichneter, der St. Barbarakirche gehöriger Altar, 
von dem jedoch nur die mittelste Tafel in dieser Kirche, alles Uebrige 
in dem Vereinsmuseum (Nr. 324-329) bewahrt wird. Jene Tafel 
enthält die heilige Barbara nebst zwei stehenden Heiligen, während 
die Flügel in zwei Reihen je sechs Geschichten aus ihrer Legende 
darstellen. Nach dem Schlusse derselben sah man auf ihrer Rück- 
seite, also in der Mitte, zwei Bilder von der Höhe des ganzen Altars, 
Kreuzigung und Kreuzabnahme, daneben, aber in halber Grösse, je 
vier Bilder, auf der einen Seite die vorhergehenden Momente von 
dem Gebete am Oelberge an, auf der andern die nachfolgenden bis 
zur Himmelfahrt, nach dem Schlüsse dieser ausseren Flügel endlich 
die grossen Gestalten Christi und der Jungfrau, jener im rothen 
Gewande, mit Krone und Weltkugel, die Rechte segnend erhoben, 
Maria im blauen Kleide und weissen Mantel, mit gefalteten Händen 
zu ihm gewendet. Der Grund besteht hier in einem Teppich mit 
roth in roth gleichsam hineingewirkten Engeln, bei den innersten 
1)    . , in cäyitatf: Wlltatislaviensi et in domo Regali ibidem ac in cubigulo 
domus ejusdem varns h1st0rns de rege Nabochodenazar ac aliis diversis materiis 
depicta. Vgl. Luchs, die ehem. kais. Burg, S. 7.
	        
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