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der
Die Schulen
Grenzlande.
und nördlichen
östlichen
fortdauerndes gleichartiges Streben eine feste Ausbildung und erlag
(laher diesen anderen Schulen, sobald sie zum Ziele gelangt waren
und über ihre localen Grenzen hinaus Propaganda machten.
In der Regel ist die Mischung der Bevölkerung aus slavischen und
deutschen Stämmen der Kunst nachtheilig gewesen; in Schlesienl)
war sie es nicht in dem Grade, wie sonst, weil die Deutschen hier
mit einem weniger kunstlosen slavischen Stamme, mit den Böhmen,
in Berührung kamen und vielleicht gerade durch den Wetteifer mit
diesen zur eigenen Begünstigung der Kunst angereizt wurden.
Schon im XIV. Jahrhundert, wo sich unter der Herrschaft Carl's IV.
böhmischer Einfluss in der Architektur und in der Malerei geltend
machte, finden wir daher Spuren der Hinneigung zu anderen rein
deutschen Schuleng), die dann späterhin noch mehr zunahm und ein
ziemlich reges Kunststreben hervorrief. Wenigstens kann man dies
von Breslau behaupten, einer rein deutschen Stadt, die gerade um
diese Zeit durch ihre sich weithin über den ganzen Osten von
Europa erstreckenden Handelsbeziehungen zu so bedeutender Macht
gelangte, dass sie ihre Privilegien im offenen Kampfe gegen ihre
slavischen Fürsten behaupten konnte, und dabei, indem sie zugleich
den hussitischen Böhmen gegenüber die Sache der Kirche vertrat,
zwiefache Beweggründe zur Begünstigung deutscher kirchlicher
Kunst hatte.
Der Aufzählung noch erhaltener schlesiseher Kunstwerke muss ich
1) Die älteren voluminösen Arbeiten über schlesische Alterthümer von Büsching
u. A. sind fast unbrauchbar, empfehlenswerth dagegen die (zum Theil als Schul-
programme oder in der Zeitschr. f. Gesch. u. Alterth. Schlesiens abgedruckten)
Schriften des fleissigen und umsichtigen Localforschers Dr. H. Luchs zu Breslau.
Ueber einige mittelalt. Kunstdenkmäler von Breslau, 1855; Romanische u. gothische
Stylproben aus Breslau und Trebnitz, 1859; Breslau, ein Führer durch die Stadt,
2. Aufl. 1858; Die Denkmäler der St. Elisabethkirche zu Breslau, 1860. Bildende
Künstler in Schlesien nach Namen und Monogrammbn, Br. 1863. Die ehemalige
kaiserliche Burg in Breslau, Br. 1863.
2) Eine Pietät (Maria mit der Christusleiche), etwa zwei Drittel der Lebens-
grösse, in gebranntem Thon, im Museum des Vereins für schles. Alterth. zu Br,
Nr. 196 d. Kat, von der sich eine etwas grössere Wiederholung in der Sandkirche
befindet, ist ein ausgezeichnetes Werk im Style der Kölner Schule vom Ende des
XIV. Jahrhunderts. Eine etwas spätere Alabastergruppe der drei Marien im
K. Museum daselbst (im VI. Bande von E. Försters Denkmalen abgebildet) weist
eher nach Oberdeutschland hin.