Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Meister Wolfgang Rueland. 
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Meisters nicht entgegenstehen, aber die Technik und Auffassung sind 
ganz verschieden, statt des Energischen ist hier Zartheit erstrebt; 
der Körper ist von schlanken Verhältnissen, die Zeichnung unbe- 
stimmt, die Modellirung und Farbe weichlich und verschwommen. 
Es kann sein, dass eine Uebermalung beigetragen hat, dem Bilde 
diesen Charakter zu geben, aber er scheint doch schon in der An- 
lage begründet. 
Einen bedeutenderen Meister lernen wir in der Gemäldesammlung 
von Klosuterneuburg kennen. Sein grösstes Werk besteht aus zwölf 
Tafeln, vier die Gründungsgeschichte des Klosters, vier die Geschichte 
Johannesjles. Taufers, vier endlich Scenen der Leidensgesbchicyhte 
Christidarstellend. Aus der Geschichte Johannes des Täufers- geben 
wir in Fig. 48 eine Abbildung. Jede dieser Reihen ist von anderer 
Hand; aber sie sind nicht nur von gleicher Grösse und ohne Zweifel 
zusammengehörig, sondern tragen auch in der Anordnung und in 
dem durchweg hellen Farbenton so sehr gleiches Gepräge, dass sie 
nothwendig wieder aus einer Werkstatt hervorgegangen sein müssen 
und wenigstens mittelbar als das Werk desselben Meisters zu be- 
trachten sind. 
Der Einiiuss der üandrisglrenmschule ist hier unverkennbar, der 
Goldgrund verschwunden, die Lafidsehaftamit Vorliebe ausgeführt, 
wenn auch mit etwas conventionellen Bäumen und allgemein gel1al- 
tenen Bergmassen. Am weitesten geht darin der Maler der Legende 
des Klosters; allerdings spielt sie in Berg und Wald: eine Jagd führt 
Herzog Leopold in die Gegend; bei einer zweiten Jagd verliertseine 
Geinahlintden Schleier, der dann auf der dritten Tafelan der Stelle 
wiedergefunden wird, wo wir auf dermvgierteng, denABau des Klosters 
vorgeschritten und von dem herzoglichen Ehepaare besucht sehen. 
Alle diese Scenen sind mit miniaturartiger Genauigkeit; und Zartheit 
und nichtgrghngzmaqljygesie. dargestellt, lassen aber einwliräftiges, männ- 
liches Element vermissen und stehen darin den Scenen aus der Ge- 
schichte des Iggfers bedeutend nach, welche bei vortrefflicher räum- 
licher Anordnung und kräftiger; harmonischer Farbe auch einen 
würdigen, dem Gegenstande entsprechendenAusdruck haben. Dagegen 
sind die vier Bilder aus der Passion geringer, zum "fheil carikirt, 
zum Theil schwach im Ausdruckefäagleich auch sie einzelne Ge- 
stalten von grosser Schönheit enthalten, wie namentlich die Mater 
(10101-053, am Kreuze, und immer den guten Coloristen zeigen. Ge- 
rade in dieser letzten Reihe und zwar auf der Hellebarde eines 
Kriegsknechtes bei der Gefangennehmung Christi steht nun ganz aus- 
geschrieben der Name Rueland, während das Schlussbild der Legende 
Schnaasws Kunstgesch. VIII. 32
	        
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