Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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östlichen und nördlichen Grenzlande. 
der 
Die Schulen 
Publication, auf welche dort Hoffnung gemacht ist, in hohem 
Gradel). 
Unter den Tafelgemälden aus der letzten Zeit des Jahrhunderts 
ist zunächst der kolossale Stammbaum der Babenberger zu erwäh- 
nen, welcher jetzt von Holz auf Leinwand gezogen im Schatze von 
Klosterneuburg bewahrt wird; drei grosse Tafeln, die mittlere die 
Männer, die beiden Seitenbilder die Frauen des Hauses enthaltend. 
Diese, einzelne Köpfe durch Arabesken verbunden, sind von besserer 
Hand und im Style der späten Eyckischen Schule, deren Einfluss 
übrigens auch das Mittelbild in der landschaftlichen Anordnung der 
jedem einzelnen Herrn gewidmeten Medaillons unverkennbar zeigt. 
Die Jahreszahl 1489, welche man an einem Thore auf dem Bilde 
Heinrich des Kindes liest, wird wohl die richtige sein und nicht (wie 
man vermuthet hat) vor der Restauration 1459 gelautet haben. Einen 
ganz andern Charakter tragen vier Tafeln von ziemlich bedeutender 
Grösse im kais. Belvedere zu Wien (Zimmer II, Nr. 1-4, H. 6 Fuss 
6-8 Zoll, Br. 4 Fuss 2 Zoll), welche auf Goldgrund die Passion, 
nämlich Christus am Oelberge (Fig. 47), die GeissncgltinigfKfäfztfagiing 
und Kreuzigung darstellen, und von denenweine mit den'"Ä'nfangs- 
buchstaben R. F. und der Jahreszahl 1491 bezeichnet ist. Die bei- 
den ersten sind sehr roh, so dass selbst die Motive kaum verständ- 
lich werden, die beiden andern aber sind viel besser, dennoch aber 
alle so übereinstimmend, (lass ihr Hervorgehen aus derselben Vilerk- 
statt nicht bezweifelt werden kann, und jene nur die ungeschickte 
Hand des Gesellen zeigen. Die Compositionen sind gedrängt und 
zum Theil verwickelt, die Figuren so gross, dass sie fast die Tafel 
füllen; die Tendenz geht offenbar auf dramatisclierLebgendigkeit und 
ergreifenden Ausdruck, sogar auf Grossartigkeit hinaus. Die Farbe 
ist wiederum sehr licht, in hellen, gafrtjchenen Tönenangoivendet, 
doch im Ganzen grt-lll und unruhig. Aber die beiden letzten Tafeln 
sind bei alledem "vevrdiehistlich nnd zeigen einen eigenthümlichen und 
fähigen Künstler. Namentlich ist der kreuztragenrle Christus aus- 
drucksvoll und ergreifend, der Gekreuzigte von sehr sorgfältiger 
Ausarbeitung des Körpers, die Gruppe der Frauen sehr wohl geordnet 
1) Cf. Anzeiger für Kunde d. d. Vorzeit 1867. Sp. 31. Es ist ein figllren- 
reiches Werk in den Jahren 1480-1490 gleich nach den Türkenkriegen entstan- 
den. Die Dreifaltigkeit, in drei gleichen Personen dargestellt, sendet Pfeile auf 
die unten versammelte Welt, welche durch die Fürbitte der Jungfrau Maria und 
Johannes des Täufers aufgefangen und gebrochen werden.  Eine andere Darstel- 
lung, in der Gott Vater allein die Pfeile absendet, Christus und Maria fürbitten, 
angeblich von H. B. Grien im germanischen Museum. Näheres darüber und eine 
Photographie angezeigt im Anzeiger 1867. Sp. 283.
	        
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