Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

486 
Die Schulen 
Grenzlande. 
nördlicher; 
und 
der östlichen 
Momente ihres Lebens, oben als Flüge1bi1dei' die Geburt, Präsenta- 
tion, Beschneidung Christi und den Tod der ltilaria, unten in der 
Predella die metung der Könige, daneben die Heimsuchung und 
die Flucht nach Äegypten. Bemerkenswerth ist, dass dabei gerade 
die liebliche und bedeutungsvolle Erscheinung des englischen Grusses 
fehlt, offenbar weil der Hergang im Schreine ihn dem Wesen nach 
erschöpft und gewissermassen in höherer Wahrheit enthält. 
Nach der Schliessung dieser ersten Flügel sieht man auf ihrer 
Rückseite in "Verbindung mit den ausseren Flügeln die Geschichte 
Christi von seiner Taufe an bis zur Erweckung des Lazarus in acht 
Bildern und darunter manche bisher sehr selten auf Altären darge- 
stellten Momente, wie die Versuchung, die Hochzeit zu Cana, die 
Speisung "gier, _Fü_nftausend,mdäsi Entweichen Christi aus dem Tempel, 
wo die Juden ihn steinigen wollen, und die Vertreibung der Verkäu- 
fer aus dem Tempel. Mit der Erweckung des Lazarus schliessend, 
hält die Geschichte also gerade vor dem Beginne der lfassion inne, 
und diese wichtigsten Momente, welche fast an keinem grossen 
Altarwerke in Deutschland fehlen, kommen gar nicht vor. Die 
Aussenseiten des Flügelpaares geben statt dessen in vier Bildern die 
Legende des heil, Wolfgang, und in dem luftigen Altaraufsatze nimmt 
zwar Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes die Mitte 
ein, aber mit Gott Vater darüber und Engeln und Heiligen zur Seite, 
so dass das Leiden hier schon zur Glorie geworden ist und alle 
vorhergehenden Martern und Beschimpfungen, gerade die, auf denen 
die ergreifende Wirkung beruht, die man in Deutschland sonst suchte, 
gänzlich fehlen, Auf der Aussenseite und dem Rücken der Predella 
sind die Kirchenvater und Evangelisten, und auf der Rückwand des 
Schreines in der Mitte der kolossale St. Christoph mit dem Christ- 
kinde neben je vier Heiligen gemalt. Es versteht sich, dass nicht 
sämmtliche Gemälde von der Hand des Meisters sind, man unter- 
scheidet vielmehr mehr oder weniger bestimmt vier verschiedene 
Hände, und namentlich weichen die eben erwähnten auf der Rück- 
wand von allen übrigen bedeutend ab. Sie sind keineswegs rohe 
Gesellenarbeit, sondern vielmehr von grosser Innigkeit und Zartheit, 
aber die Gewandbehandlung ist einfacher, die Kleidung schlichter 
und der Farbenton, dort verherrschend warm und bräunlich, ist hier 
kühl und bleich. Wir dürfen annehmen, dass sie das Werk 
eines selbstständigen, schwäbischen oder vielleicht aus Salzburg oder 
Oesterreich stammenden Malers sind, dem Pacher diesen ohnehin 
isolirten Theil der Arbeit ganz überlassen hatte. Darauf mag es 
auch hindeuten, dass sich daran die Jahreszahl 1479 findet, während
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.