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Die Schulen
Grenzlande.
nördlicher;
und
der östlichen
Momente ihres Lebens, oben als Flüge1bi1dei' die Geburt, Präsenta-
tion, Beschneidung Christi und den Tod der ltilaria, unten in der
Predella die metung der Könige, daneben die Heimsuchung und
die Flucht nach Äegypten. Bemerkenswerth ist, dass dabei gerade
die liebliche und bedeutungsvolle Erscheinung des englischen Grusses
fehlt, offenbar weil der Hergang im Schreine ihn dem Wesen nach
erschöpft und gewissermassen in höherer Wahrheit enthält.
Nach der Schliessung dieser ersten Flügel sieht man auf ihrer
Rückseite in "Verbindung mit den ausseren Flügeln die Geschichte
Christi von seiner Taufe an bis zur Erweckung des Lazarus in acht
Bildern und darunter manche bisher sehr selten auf Altären darge-
stellten Momente, wie die Versuchung, die Hochzeit zu Cana, die
Speisung "gier, _Fü_nftausend,mdäsi Entweichen Christi aus dem Tempel,
wo die Juden ihn steinigen wollen, und die Vertreibung der Verkäu-
fer aus dem Tempel. Mit der Erweckung des Lazarus schliessend,
hält die Geschichte also gerade vor dem Beginne der lfassion inne,
und diese wichtigsten Momente, welche fast an keinem grossen
Altarwerke in Deutschland fehlen, kommen gar nicht vor. Die
Aussenseiten des Flügelpaares geben statt dessen in vier Bildern die
Legende des heil, Wolfgang, und in dem luftigen Altaraufsatze nimmt
zwar Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes die Mitte
ein, aber mit Gott Vater darüber und Engeln und Heiligen zur Seite,
so dass das Leiden hier schon zur Glorie geworden ist und alle
vorhergehenden Martern und Beschimpfungen, gerade die, auf denen
die ergreifende Wirkung beruht, die man in Deutschland sonst suchte,
gänzlich fehlen, Auf der Aussenseite und dem Rücken der Predella
sind die Kirchenvater und Evangelisten, und auf der Rückwand des
Schreines in der Mitte der kolossale St. Christoph mit dem Christ-
kinde neben je vier Heiligen gemalt. Es versteht sich, dass nicht
sämmtliche Gemälde von der Hand des Meisters sind, man unter-
scheidet vielmehr mehr oder weniger bestimmt vier verschiedene
Hände, und namentlich weichen die eben erwähnten auf der Rück-
wand von allen übrigen bedeutend ab. Sie sind keineswegs rohe
Gesellenarbeit, sondern vielmehr von grosser Innigkeit und Zartheit,
aber die Gewandbehandlung ist einfacher, die Kleidung schlichter
und der Farbenton, dort verherrschend warm und bräunlich, ist hier
kühl und bleich. Wir dürfen annehmen, dass sie das Werk
eines selbstständigen, schwäbischen oder vielleicht aus Salzburg oder
Oesterreich stammenden Malers sind, dem Pacher diesen ohnehin
isolirten Theil der Arbeit ganz überlassen hatte. Darauf mag es
auch hindeuten, dass sich daran die Jahreszahl 1479 findet, während