Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Michael Facher. 
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doch mit grosser innerer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden 
kann. Der Schrein enthält in ganz runden Figuren, aber in völlig 
malerischer und zugleich streng symmetrischer Anordnung die Ge- 
bmltwßliristih In einem durch schräge gestellte Seitenwände pOPSpI-Tü 
tivisch gebildeten Gemache liegt genau in der Mitte das Christquskind 
am Boden, daneben in gleicher Entfernung und mit gleicher (iwriisse 
kiiieen Maria und Joseph, hinter denen auf jeder Seite durch das 
geöffnefeWFensdter sich" je ein Hirte mit ehrfurchtsvoller Geberde 
hereinbiegt. Hinter dem Christkinde drei kleine Engel, dann Q9113 
und Esel vor dem mittlern der drei Fenster der hintern Wand, durch 
 der Ferne den Zug Elglwcwlrellviönige herannahen sieht. 
Auf den Flügeln in flachem Relief St.  und St. Christina, 
auf den Aussenwseiten gemalt zwei weiblichg: Heilige miätälgilltlevlägliäh 
der Hand, die heil. Julitta mit dem kleinen Quirinus und" St. Anna 
mit Maria und dem Christkinde. Im Sarg des Schreines eine Grab- 
legung zwischen zwei Bischöfen in Relief und auf den Flügeln zwei 
Heilige. Im Wesentlichen kann man von diesem Altare ganz das- 
selbe aussagen wie von dem in Gries. In den Gestalten ist das 
 Elementsvorhsllßiällend, Wähwld dihäällllllßnische 
Anordnung rduenn doch wvieder einen kirchlich feierlichen Eindruck 
macldfvwljdie knieende "Maria, sanft. zurückgelehnt wie in seliger Be- 
trachtung, ist sehr zart und lieblich, aber vor Allem ziehen die Engel 
mit ihren reizenden Kinderköpfchen den Beschauer an und die bei- 
den Hirten, besonders der eine hinter Joseph, der mit gefalteten 
Händen und entblösstem Haupte ein sprechendes, aus dem Leben 
gegriffenes Bild schlichter Frömmigkeit und staunender Ehrfurcht 
ist. Die Reliefgestalten der heil. Katharina und Christina in etwas 
der Vertrag verweist keineswegs im Allgemeinen auf die Maasse des Botzener 
Altares, deutet auch in keiner Weise an, dass derselbe von Pacher sei, sondern 
erwähnt ihn nur ein. Mal und zwar mitten in der Beschreibung der für den neuen 
Altar bestimmten Gegenstände. Nachdem die der Predella (der Sarch) vollständig 
angegeben sind, heisst es weiter: „Obn in der tavel unnser liebn frawn krönung in 
aller der Maas als in unnser lieber frawn pfarrkirehe in der tavel ze Botzen stet, 
und an Seite Sannd Michl und Sannd Erasm." u. s. w. Also blos die Krönung 
Maria hat so ausgeführt werden sollen, wie dieselbe im Schreine des Botzener 
Altares stand, dieser enthielt also eine solche Krönung; der Schrein des Ainmul- 
lerlschen Altars hat diesen Gegenstand nicht, ist also auch nicht mit ihm identisch. 
Dagegen macht mir der Styl dieses Altars (dessen Abbildung bei Förster übrigens 
nur eine sehr schwache Vorstellung von dem Reize des Originals gibt) sehr wahr- 
scheinlich, dass er ein früheres Werk Pacheüs sei. Die Möglichkeit, dass es die 
spätere Arbeit eines Schülers sei, ist aber nicht zu bestreiten und würde darin 
eine Unterstützung finden, dass das gothische Zierwerk bei Weitem nicht den 
reinen Styl des St. Wolfgangaltares hat. 
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