Michael Facher.
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doch mit grosser innerer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden
kann. Der Schrein enthält in ganz runden Figuren, aber in völlig
malerischer und zugleich streng symmetrischer Anordnung die Ge-
bmltwßliristih In einem durch schräge gestellte Seitenwände pOPSpI-Tü
tivisch gebildeten Gemache liegt genau in der Mitte das Christquskind
am Boden, daneben in gleicher Entfernung und mit gleicher (iwriisse
kiiieen Maria und Joseph, hinter denen auf jeder Seite durch das
geöffnefeWFensdter sich" je ein Hirte mit ehrfurchtsvoller Geberde
hereinbiegt. Hinter dem Christkinde drei kleine Engel, dann Q9113
und Esel vor dem mittlern der drei Fenster der hintern Wand, durch
der Ferne den Zug Elglwcwlrellviönige herannahen sieht.
Auf den Flügeln in flachem Relief St. und St. Christina,
auf den Aussenwseiten gemalt zwei weiblichg: Heilige miätälgilltlevlägliäh
der Hand, die heil. Julitta mit dem kleinen Quirinus und" St. Anna
mit Maria und dem Christkinde. Im Sarg des Schreines eine Grab-
legung zwischen zwei Bischöfen in Relief und auf den Flügeln zwei
Heilige. Im Wesentlichen kann man von diesem Altare ganz das-
selbe aussagen wie von dem in Gries. In den Gestalten ist das
Elementsvorhsllßiällend, Wähwld dihäällllllßnische
Anordnung rduenn doch wvieder einen kirchlich feierlichen Eindruck
macldfvwljdie knieende "Maria, sanft. zurückgelehnt wie in seliger Be-
trachtung, ist sehr zart und lieblich, aber vor Allem ziehen die Engel
mit ihren reizenden Kinderköpfchen den Beschauer an und die bei-
den Hirten, besonders der eine hinter Joseph, der mit gefalteten
Händen und entblösstem Haupte ein sprechendes, aus dem Leben
gegriffenes Bild schlichter Frömmigkeit und staunender Ehrfurcht
ist. Die Reliefgestalten der heil. Katharina und Christina in etwas
der Vertrag verweist keineswegs im Allgemeinen auf die Maasse des Botzener
Altares, deutet auch in keiner Weise an, dass derselbe von Pacher sei, sondern
erwähnt ihn nur ein. Mal und zwar mitten in der Beschreibung der für den neuen
Altar bestimmten Gegenstände. Nachdem die der Predella (der Sarch) vollständig
angegeben sind, heisst es weiter: „Obn in der tavel unnser liebn frawn krönung in
aller der Maas als in unnser lieber frawn pfarrkirehe in der tavel ze Botzen stet,
und an Seite Sannd Michl und Sannd Erasm." u. s. w. Also blos die Krönung
Maria hat so ausgeführt werden sollen, wie dieselbe im Schreine des Botzener
Altares stand, dieser enthielt also eine solche Krönung; der Schrein des Ainmul-
lerlschen Altars hat diesen Gegenstand nicht, ist also auch nicht mit ihm identisch.
Dagegen macht mir der Styl dieses Altars (dessen Abbildung bei Förster übrigens
nur eine sehr schwache Vorstellung von dem Reize des Originals gibt) sehr wahr-
scheinlich, dass er ein früheres Werk Pacheüs sei. Die Möglichkeit, dass es die
spätere Arbeit eines Schülers sei, ist aber nicht zu bestreiten und würde darin
eine Unterstützung finden, dass das gothische Zierwerk bei Weitem nicht den
reinen Styl des St. Wolfgangaltares hat.
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