Carl
Schnaasds Biographie.
mich kurz die Summa geben von dem eigentlichen Inhalt dieses
Briefes, der Dir meine Lebensansicht erläutern soll. S0 lange ich
noch glaubte, zur ohjectiven iiussern Thättigkeit in der Wissenschaft
berufen zu sein, glaubte ich auf Ehe und Häuslichkeit verzichten zu
müssen. Seitdem ich einsehe, dass mein inneres Streben eigentlich
nur auf persönliche religiöse Befriedigung durch die Wissenschaft
gerichtet ist und gerichtet sein dürfte, erschien sie inir höchst wün-
schenswerth."
Aln 12. Juni 1833 ward die Trauung der Verlobten in der
Kirche des kleinen odenwaldischen Städtchens Michelstadt vollzogen,
bald darauf fuhren sie von dort ab und trafen nach kurzem Aufent-
halt auf der Reise am 17Min Düsseldorf ein, wo der freundlichste
Irlmpfang ihrer wartete. Zunächst machten aber die Assisen ihr
Recht an dem jungen Ehemann geltend und kaum waren sie vor-
über, so sehnte er sich herzlich nach den geistigen Arbeiten, die
während der Verlobungszeit in's Stocken gerathen waren. Mancherlei
Aufgaben waren in den letzten Jahren an ihn herangetreten. Als
Secretair des Kunstvereins ward seine Tlhätigkeit vielfach in Anspruch
genommen, aber er fand grosse Freude in dieser Arbeit; ausserdem
war er Mitglied des Curatoriums der Academie und griff ein, wo es
nöthig war. Wissenschaftlich beschäftigten ihn die Niederländischen
Briefe, an welche die letzte Hand angelegt werden musste. Sie waren
fertig bis auf den Schluss, dem die ersten ruhigen Stunden ge-
widmet wurden.
Erst im Juni 1834 erschien das Buch und nicht ohne Spannung
erwartete Schnaase das öffentliche Urtheil über dasselbe, war nament-
lich begierig auf eine Besprechung Knglens, die im „Museun1" Ende
des Jahres erschien, aber nicht auf des einging, was Schnaase am
wichtigsten wer: die Beziehungen auf Philosophie und Geschichte.
Wenn man diese bedeutende Arbeit mit ähnlichen Reiseberichten
anderer Forscher vergleicht, so tritt mit einem Schlage SchnaaseÄs
Eigenart in helles Licht. In allen wesentlichen Zügen erkennt man
schon hier den Charakter seiner Betrachtungs- und Darstellungs-
weise, welcher nachnials in dem Hauptwerk seines Lebens zu klas-
sischer Vollendung ausreifen sollte. Wie jeder Reisende geht Schnaase
d.