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Die
und nördlichen
der östlichen
Schulen
Grenzlande.
bereits von Waagen im D. K. B1. 1850 S. 324 und von Dr. Birk in
den Publicationen des Wiener Alterthums-Vereins Bd. I. S. 95 aus-
führlich beschrieben ist. Die Vorrede des Uebersetzers datirt von
1384 und die Ausmalung des Codex ist unzweifelhaft bald darauf
begonnen, da sie im Anfange wiederholt die Bildnisse Herzogs Al-
brecht III. genannt mit dem Zopfe (l- 1395) und seiner Gemahlin
Beatrix von Hohenzollern enthält. Indessen wurde sie nicht in die-
ser Zeit vollendet, da späiterhin die Bildnisse Herzogs Wilhelm IV.
(i 1406) und der im Jahre 1403 mit ihm vermählten Johanna von
Durazzo vorkommen. Obgleich hiernach ein Theil der Miniaturen
zwischen 1384 und 1395, ein anderer aber zwischen 1403 und 1406
entstanden sein muss, bemerkt man keinen durchgreifenden Unter-
schied. Man erkennt verschiedene Hände, aber sie sind sämmtlich
nicht blos im Allgemeinen aus der idealen Schule, sondern auch
sonst verwandt und höchst ausgezeichnet im freien Schwunge der
Linie und in zarter Empfindung. Die ersten Blätter sind etwas stei-
fer, aber die darauf folgenden, obgleich noch mit den Bildnissen der
ersten Stifter versehen, ebenso vollendet wie die letzten. Man darf
daher wohl annehmen, dass Herzog Wilhelm die Fortsetzung der
Arbeit dem zuerst betrauten Maler übergeben habe. Nach den in
einem Nachtrage zu dem Birk'schen Aufsatze (S. a. a. O.) mit-
getheilten Forschungen von Camesina ist in den Grundbüchern der
Stadt Wien in den Jahren 1385, 1386, 1397 ein Johannes als „pic-
tor ducis Alberti" oder "Herzog Albrecht z. Oesterreich Maler" be-
zeichnet und es ist daher wahrscheinlich, dass dieser der Urheber
sei, wobei der Umstand, dass er nach 1397 nicht weiter genannt
wird, kein Bedenken erregt, da jene Bücher nur von Besitzverände-
rungen an Liegenschaftenreden. Jedenfalls war der Verfertiger die-
ser Malereien ein sehr bedeutender lileister; er gehört wie gesagt
der idealen Schule an, er verfällt aber niemals in ihre stereotype
und manierirte Haltung, sondern gibt seinen Gestalten schon einen
höhern Grad von Naturwahrheit. Seine Porträts sind schon sehr
lebendig und individuell und namentlich das der Beatrix höchst rei-
zend. Herzog Albrecht ist in der Geschichte als ein frommer, milder
und unterrichteter Fürst bekannt; die Blüthe der kurz vor seinem
Regierungsantritte gestifteten Universität Wien lag ihm am Herzen;
er verschaffte ihr noch eine Reihe päpstlicher Privilegien und auch
in unserm Codex sind die Miniaturen eines Blattes der Geschichte
dieser Verleihungen gewidmet. Dass er auch einen HOflIlälEI' hatte,
und zwar einen so geschickten wie diese Miniaturen ihn ergeben,
zeigt ihn auch als einen einsichtigen Kunstfreund, dessen Wirken der