und Verwandtes.
Der Altar aus Paehl
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Museum gesammelt sind, schienen bei allerdings flüchtiger Be-
trachtung und ungünstigem Lichte sliätere und rohe Arbeiten, wie
sie alle oberdeutschen Schulen in gleicher Weise .hervorbracl1ten.
Weitere Nachforschungen in der Umgegend des alten Bischofssit-zes
werden vielleicht bessere Resultate gewähren l).
lxljmalturen. des XIV. Jahrhunderts sind in ziemlicherZahl vor:
handen undwjzeigen meistens den idealen Styl ohne besondere Eigen-
t ten. Dr. Heider, der in seinen "Beiträgen zur christlichen
Typologie" in Band V des Jahrb. d. k. k. Centiz-Comm. von mehreren
unzweifelhaft in dieser Zeit und in Oesterreich entstandenen Bilder-
handschriften Nachricht gibt, beschreibt darunter auch (S. 32) einen
jetzt in der fürstl. Liechtensteiirschen Bibliothek bewahrten Codex
der Concordantia. Caritatis eines gewissen Ulricus, welcher in den
Jahren 1345-1351 Abt des Stiftes Lilienfeld war. Da sich ein an-
deres Exemplar derselben Schrift mit denselben nur unvollkommen
ausgeführten Bildern noch jetzt im Stifte Lilienfeld befindet, so ist
es wahrscheinlich, dass dieses das Original und jenes Liechtensteiirsche
ein danach, etwa im Anfange des XV. Jahrhunderts und der Natur
der Sache nach in dieser Gegend gefertigte Copie sei, welche dann
dadurch ein besonderes kunsthistorisches Interesse gewinnt, dass die
Malereien unvollendet sind und so eine nähere Anschauung von der
Art ihrer Vorfertigung gewähren. Es ergibt sich nämlich, wie
Dr. Heider mittheilt, dass an jedem Blatte fünf Künstlerhande be-
schäftigt waren, welche nach und nach Zeichnung, Aufschriften,
Gründe und Einrahmung, Gewänder u. dgl. und endlich schliesslich
die Köpfe malten. Es war mithin ein völlig fabrikmässiger Betrieb,
wie ich denselben bereits (Gesch. d. b. Künste VI. 400) an llandrischen
und französischen Miniaturen nachgewiesen habe. Da ein solcher
Betrieb eine grosse Nachfrage voraussetzt, die sich in einem Kloster
oder in kleineren Orten um diese Zeit nicht mehr annehmen lasst,
dürfen wir die Werkstätte dieses Codex nur nach Wien verlegen
und sehen daraus, dass dieses damals ein Mittelpunkt künstlerischer
'l'hätigkeit war. Dass aber hier nicht blos solche fabrikmässige Er-
zeugnisse, sondern höhere künstlerische Leistungen entstanden, be-
weist die in der Hofbibliothek daselbst bewahrte deutsche Ueber-
setzung des Rationale (livinorum ofüciorum von Durandus, welche
1) Die Altäre in Kirchen des ehemaligen Salzburger Sprengels, welche Dr. Sig-
hart, M. A. Kunst in der Diöcese München-Freising, S. 167 ff. beschreibt, scheinen
grösstentheils schon dem XVI. oder dem Ende des XV. Jahrhunderts anzugehö.
ren, wo die Localschulen sich zu mischen begannen, aber doch noch auf eine
frühere Eigenthtimlichkeit der Salzburger Schule zu deuten.