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Schulen der
Die
nördlichen Grenzlande.
und
östlichen
heit, in der Mitte Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes,
auf den Flügeln srffiärilaia und St. Joh. Baptist, alles auf Gold-
grund, an ihrer Ausseifseite auf dunklem Giifnidde Christus mit den
Wundmalen und Mariaomit der Krone, das nackteüifinrl tragend.
Auch hier ist grossTeiVerwandtschaft mit der Cölner Schule; die lang-
gezogenen Gewandlinien erinnern an Meister Wilhelm, die weiblichen
Köpfe, namentlich die Barbara, haben den rundlichen Typus des
Dombildmeisters. Aber der Charakter ist doch ein eigenthjimlicher,
die Lippen sind roth, das Colorit ist bleich, die Modellirung zart
und leicht, Schönheitsgefühl und Adel durchdringen das Ganze, beson-
"glie (Maria unterm Kreuze ist von höchster Vollendung und Zart-
heit, aber alles dies in einer andern, wenn ich so sagen darf mehr
weiblichen Weise wie bei den Cölner Meistern 1).
Das Bild stammt von dem Schlosse Paehl zwischen Sternberg
und Weilheim im bayerischen Gebirge, also aus einer von Salzburg
schon ziemlich entlegenen Gegehd, allein es scheint mit einigen an-
dern Tafeln derselben Sammlung zusammenzuhängen, deren Ursprung
aus dem Salzburgschen festzusltehen scheint. Ich rechne dahin einen
kleinen Altar aus einem Dorfe {bei Salzburg, in der Mitte die Jung-
frau, auf den Flügeln St. Catharina und Barbara, dann zwei Flügel
eines verlorenen Mittelbildes, St. Wilhelm Martyr und St. Catharina,
St. Elisabeth und St. Georg, endlich ein und zwar in zwei Exemplaren
vorhandenes Bild der Maria, die hier noch ohne'Christkindals heran-
blühende Jungfrau mit anmuthigem Mädchenkopf in einem blaugrünen,
mit goldenen Aehren bestreuten Kleide erscheint. Ein drittes Exem-
plar derselben Madonna, angeblich eine Copie nach einem in Mailand
befindlichen Vorbilde, steht noch jetzt in St. Peter zu Salzburg dort
von Alters her hochverehrt, und scheint, obgleich neuerlich übermalt,
das Original jener Wiederholungen zu sein. Alle diese Bilder haben
mit jenem Altar von Paehlpdie grösste Verwandtschaft, dasselbe
zartbleiche Colorit, die einfache, edle Gewandung und feine Model-
lirung, denselben liebenswürdig sanften Ausdruck. Nähere Beweise
für eine solche Schule ausser dem obenerwäihnten Madonnenbilde
habe ich in Salzburg selbst nicht auffinden können 9). Die beiden
Flügelaltäre in Tempera auf Goldgrund, welche Dr. Heider (Jahrb.
d. k. k. Centn-Comm. II. 34) in der Stiftskirche auf dem Nonnberge
sah und lobend erwähnt, sind mir unzugänglich geblieben; die Kirchen
der Stadt enthalten keine alten Gemälde, und die, welche auf dem
i) [VergL den Aufsatz über diesen Altar von Aloys Messmer im Centralblatt
fur d1e deutschen AlterthumsvereineJ
2) Vgl. über Salzburger Malerei den Aufsatz von Sighart in den Mitth. XI. p. 63 51