Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

470 
Schulen. 
Die oberdeutschen 
derungen und Verbesserungen. Sie lassen sogar noch den reineren, 
einfacheren Faltenwurf der fiandrischen Schule erkennen, während 
die übrigen Bilder desselben Bandes mehr kurze Körperverhältnisse 
und scharfe und willkürlich gebrochene Gewandfalten zeigen. Unter den 
Miniaturen des Missale aber sind einige, welchen bekannte Bilder des 
Wolgemut zu Vorlagen gedient haben, und der Styl aller Weist im 
Unterschiede von jenem ersten Werke auf fränkische Schule hin, so 
dass man annehmen" darf, dass ihm hier Vorbilder aus derselben vor- 
schwebten. Originalität nahm er gewiss ebensowenig wie andre 
Miniatoren in Anspruch, sondern nur das Verdienst sauberer und 
gefälliger Ausführung, welches ihm denn auchämehöchsten Grade 
zuzusprechen ist, während seine Erlindungsgabe selbst in den Scher- 
zen der Randarabesken nicht sehr gross erscheint. Eine Schuleigen- 
thümlichkeit konnte neben dieser Benutzung mannigfacher Vorbilder 
kaum bestehen bleiben, und Furtmayfs Beispiel zeigt uns recht deut- 
lich, wie durch die Kupferstiche und Holzschnitte, welche jetzt in 
der Welt umliefen und sich zur Benutzung darboten, die Local- 
schulen ihrer Auflösung und Vermischung entgegengeführt wurden 1). 
Besser als die Gemälde sind die Schnitzwerke der bayerischen 
Meister; eine Madonna und Apostelfiguren in 'dZiirMÜi-ip'elle"zifBlutenburg 
bei München, ein Kopf Johannis des Täufers in der Kirche von Pullach 
an der Isar, eine heil. Anna zu Walkstadt unfern des Wür1nsee's 
werden wegen ihrer zierlichen Schlankheit und feinen Ausführung 
gerühmtäjund ein Hochrelief mit dem Tode der Maria, welches aus 
dem Pfründenhause (dem jetzigen Spital) zu Ingolstadt in das Natio- 
nal-Museum zu München kam, ist durch die edle Auffassung der 
Jungfrau und die vortreffliche Charakteristik der Apostel ausgezeich- 
net. Es kann nicht früher als am Ende des Jahrhunderts entstan- 
den sein und ist augenscheinlich nicht auf Bewurf und Bemalung 
berechnet, sondern schon im blossen Holze so meisterlich vollendet. 
1) Förster (Denkm. Bd. III. S. 1) ist geneigt, dem Furtmayr das unten näher 
zu erwähnende Uelbild der jugendlichen Maria mit dem Aehrenkleide im National- 
museum zu München zuzuschreiben, allein gewiss mit Unrecht, wie Sighart a. a. 
0. näher nachweist. 
1') Schorn im Kunstbl. 1836, S. 8.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.