Carl
Schnaasds
Biographie.
Stellung erlangt hatte. Dass es aber ein zweideutiger, von Eitel-
keit und anderem Falschen nicht völlig reiner Schritt wiire, in spä-
teren Jahren einen Beruf, dem ich nun einmal angehöre, zu ver-
lassen und mir eine, sogar meinem inneren Berufe Iiach, geschweige
denn der äusseren Wirksamkeit nach, unsichere iiussere Stellung zu
schaffen, konnte ich mir nicht verbergen. So schwankte ich lange
und in der letzten Zeit wieder am stärksten, da ein Freund, in ähn-
licher Lage wie ich, mein hlissbehagen steigerte. Endlich aber nahm
die Entwickelung bei mir eine andere Richtung, die ich am besten
als eine religiöse bezeichne. Ich fühlte, dass es mir eigentlich auf
die Wissenschaft, in dem objectiven, aber auch einseitigen Sinne
derer, die sich ihr ganz widmen, nicht ankomme, sondern dass mein
Ziel eigentlich ein ganz subjectives und eben deshalb objectiv allge-
meineres und vages ist; ein religiöses insofern, als es nur meine
eigene Beruhigung, meine Versöhnung mit Dingen, die ich weder
unbedingt annehmen, noch verwierfen konnte, bezweckte. Diese An-
sicht hat mich erst recht einig mit mir selbst gemacht und mich von
dem Schwanken befreit, das periodisch mich völlig zu zerstören drohte.
Ich brauche Dir nun den Schluss nicht zu ziehen, wie bei dieser
Ansicht die Feststellung meiner ausseren Verhältnisse, eine eigene Haus-
lichkeit, mir keine gefährlichen Fesseln, sondern wünschensiverthe Er-
leichterungen des Lebens, ihre tiefere Bedeutung abgerechnet, erscheinen.
Du wirst aber auch leicht verstehen, wie bei dieser Ansicht ich
eine innere Ruhe gewinnen konnte, die lange fehlte.
Mein wissenschaftliches Treiben nach der italienischen Reise
beruhte eigentlich auf dem Gefühl, dass durch die Kunst mir die
innere, religiöse Versöhnung werden würde, deren ich bedurfte. In
dieser Erwartung habe ich mich auch nicht getauscht; durch die
Art, wie ich die Kunst kennen und verstehen gelernt habe, ist mir
die Geschichte in ihrer vollen Leiblichkeit erst recht klar geworden
und durch sie auch die religiöse Befriedigung. Meine Arbeiten sind
also wenigstens nicht verloren. Sie haben mir aber auch manche
äusserliche Frucht gegeben. Die nächste ist meine gegenwärtige
Thätigkeit für die bildende Kunst, die mir zwar nicht wenig Zeit
kostet, aber auch belohnend ist, weil etwas dadurch entsteht. Lass