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Die
oberdeutschen
Schulen.
Neben diesen Werken kirchlicher Kunst sind die Arbeiten eines
vortrefflichen lilinignrmalers zu nennen, der jedenfalls bayerischen
Ursprungs ist, wenn wir auch seinen Geburts- und Wohnort nicht
kennen. Er heisst Berthold (oder wie er schreibt, Perchthold) Furt-
marwund nennt sich ifzwiei grossen Werken; das eine ein lateini-
sfchxeps altes Testament__i_n zwei Bänden in der Fürstlich Wallerstein-
sehen Bibliothek zu Maihiiigen bei Nördlingen, das andere ein fünf-
bändiges lrlissale in der. Königlichen Bibliothek zu München, beide
mit vielen und grossen Miniaturenl). Das erste beider Werke ist
zufolge der darin beündlichen Inschriften von einem gewissen
Georg Rorer von Regensburg geschrieben, und zwar der erste Band
im Jahre 1468, dann aber von Furtmayr mit Miniaturen verselin, der
erste Band 1470, der andre 1472. Besteller war ein bayerischer
Prinz, der nebst seiner aus dem österreichischen Hause stammenden
Gemahlin auf den Titelblättern beider Bände anbetend dargestellt ist,
wahrscheinlich, obgleich chronologische Schwierigkeiten Zweifel er-
wecken, Herzog Albrecht IV. von Oberbayerng). Das Missale ist für
"Erzbischof Bernhard von Salzburg init einer Reihenfolge grosser und
kleiner liliniaturbilder, sowie mit prächtigen Initialen und Blumen
geschmückt und von Furtmayr laut Inschrift 1481 vollendets). Dieser,
1) Der Verf. des oben erwähnten Aufsatzes in der Augsb. Postzeitung halt
deu Altar in der neuen Friedhofskapelle bei St. Emmeran in Regensburg und das
von 1500 datirte prachtvolle grosse Altarwerk in St. Jacob zu Straubing (dieses
in Uebereinstimmung mit Schorn im Kunstbl. 1836, S. 8) für Nürnberger, das, wie
er sagt, weitberühmte grosse Altarwerk zu Usterlinz an der Isar und zwei Flügel-
altäre in der St. Woltgangskapelle bei Essenbach (1515) für Arbeiten der Lands-
huter Schule, zahlt aber noch eine Reihe von Bildern auf, die sehr reich an In-
halt, Originalität und Anmuth und von einer Eigeuthümlichkeit, die sie von andern
Schulen unterscheidet und ihre Entstehung in Regensburg vermuthen lässt. Das
bedeutendste darunter scheint das grosse Altarwerk zu Heiligenstadt bei Gang-
kofen mit dem Datum 1480 und dann ein grosser F lügelaltar in der Gnadenkirche
zu Deggendorf, dessen Originalität der Verf. sehr rühmt.
2) Ein dritter Band, in derselben Sammlung zu Maihingen, eine Weltchronik
enthaltend, hat zufolge des Titelblattes demselben fürstlichen-Ehepaare gehört. Die
Miniaturen sind aber roher als Furtmayns und haben auch keine Inschrift. Vgl.
Dr. Sighart in den Mitth. d. k. k. O. 0., Bd. VII., S. 146.
ß) Erste und ausführliche Beschreibung der Manuscripte in Maihingen gab
E. Förster im Kunstbl. 1847, S. 49, in d. G. d. d. K. II. 254 mit Beifügung zweier
dankenswerther Abbildungen, jedoch mit manchen Irrthümern und Fehlschlüssen,
die durch Waagews gründlichere Untersuchung (D. Kunstbl. 1854, S. 192) berich-
tigt sind, und neuerlich noch durch Weingärtner (Mitth. k. k. Central-Com_
1861, S. 249, ohne dass er Waagens Aufsatz kannte, eine Entgegnung erhalten
haben. Nur in Beziehung auf den Vornamen des Künstlers ist Waagenls Berich-
tigung nicht anzuerkennen. Die von ihm selbst mitgetheilte Abbreviatilr ist Perch-