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Die
oberdeutschen Schulen.
im Mittelbilde, sondern (wie wir es in Augsburg fanden) als drei
ganz gleichwgestaltete, gekrönte Männer, welche, auf Einem Throne
sitzend, der keine mit "der Weltkugel, ein zweiter mit dem Scepter
in der Hand, alle drei an der Krönung Theil haben. Die sTreng
architektonische Anordnung zeigt noch ein Festhalten an den llrIaxi-
men des idealen Styls, und die Gestalten und die Gewandbehandlung
lassen Schönheitsgefühl erkennen, aber die Zeichnung wiSt trocken,
hölzern und ohne hinlangliche Kenntniss der Formen, die Faijge ohne
Kraft und Tiefe, selbst das Bildniss des Stifters auf der Rückseite
der Flügel überaus schwach, das Ganze also sehr unerfreulich. Etwas
günstiger erscheint ein dem Olmendorf verwandter, unbekannter
Meister auf einer Reihe von Tafeln aus der Geschichte der Apostel
Petrus und Paulus, Fragmenten eines grossen Altars, von denen sich
noch vier in der Peterskirche, die übrigen im National-Museum zu
München befinden. Die figurenreichen Compositionen sind wenigstens
verständlich und mit richtigem Raumgefühl angeordnet, die Ge-
stalten lebendig und ausdrucksvoll, einige weibliche sogar nicht ohne
Anmuth, und die freilich etwas schwere, bräunliche Farbe ver-
schmolzen und ohne störende Disharmonie. Aber die Zeichnung ist
auch hier allzu derb, die Gewandung wie in Holz geschnitzt, der
Gesichtstypus breit, die Bewegungen sind übertrieben und die Costüme
überladen und bizarr, so dass auch hier der Kunstwerth im Ganzen
nicht sehr bedeutend ist 1).
Milder und anmuthiger ist die Schule von Landshut; So zeigt
sie sich schon auf zwei GlasgemäldenmiiiwderMKiYÄhe zu Innliofen
nahe bei Landshut, Stiftungen Herzogs Heinrich des Reichen, dessen
Bildniss nebst der Jahreszahl 1447 das einewdtzrselben enthältü).
Die Zeichnung gehört noch im Wesentlichen dem idealen Style an,
giebt aber den Gestalten doch schon freiere und vollere Formen.
Etwas älter scheinen zwei von demselben Herzogin? IÄBOYgestiftete
kleine Flügelaltäre im Nationalmuseum zu München, beide mit seinem
Bildniss, wappennha Motto? Wall? Gott, verschn, aber ohne Jahres-
zahl, der eine mit der über dem Leichnam Christi trauernden Maria,
der andere mit der Anbetung der Könige im Mittelfeltles). Es fehlt
1) Vgl. über die meisten dieser Bilder E. Förster a. a. O. Andere Schnitz-
altäre mit Malereien dieser Schule sind in Pipping, Melzing, Alling, Milbßrts-
hofen, in Ramersd0ri' (1483), in Merlbach am Starnberger See, und ßlltferlltel" in
Agathenried bei Schliersee (1495), in Jasberg und Wettelkam zu finden. Sighart,
a. a. O. S. 166.
2) Abbildungen bei E. Förster, Denkmale, Band III.
s) Auf dem ersten beider Altäre ist neben St. Georg ein Bischof mit einem