Hans von
Olmendorf.
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Herzog Albrecht IV. arbeitetenl), und denen man, jenem zwei Flügel-
bilder mit der Kreuzigung und Kreuztragung, diesem eine Kreuzigung,
"beilegt, die aus Tegernsee in die Sammlung zu Schleissheim gelangt
sind; dann Gabriel Angler, der 1498 den Andreasaltar für die Frauen-
kirche zu München arbeiteteQ), und endlich der bedeutendste von
allen, Hanslonßlmendorf. Er arbeitete von 1460 bis 1518 und
stand als Hofinaler in Diensten sowohl des Herzogs Siegmund, des
Erbauers der Frauenkirche, als Herzogs Albrecht IV. Ihm wird da-
her auch ein kolossaler Flügelaltar im Nationalmuseum zu München
zugeschrieben, welcher auf der Mitteltafel die Kreuzigung mit vielen
Figuren und hohem Augenpunkte, auf den Flügeln das Gebet am
Oellärge und die Gefangenliehmung, auf der Aussenseite zwei andere
Momente der Passion mit den Bildnissen des Herzogs Albrecht und
seiner GemahlinKunigunde in ziemlich grosser Dimension und mit
ausführlicher Inschrift vom Jahre 1492, auf der Rückseite endlich
das Abendmahl enthält. Dieses ist ein Nonplusultra von Rohheit,
aber auch" auf den andern Tafeln ist der Mangel an Schönheitssinn
und feiner Empfindung sehr gross. Das Verdienst des Meisters, der
allerdings vollkommen auf die realistische Tendenz der Zeit eingeht,
besteht in einer gewissen dramatischen Energie, aber die Composition
ist verwirrt und giebt die unruhigsten Linien und selbst der Farben-
sinn wifdllurch die vorherrschenden grellenwlrichter verletzt. Gün-
stiger beurtheilt wird der von Schleissheim seiner ursprünglichen
Bestimmung wiedergegebene Altar in der Kapellegzu Blutenbu-rg
bei München vom Jahre 1491. Im Mittelbilde des grossen Altar-
werkes ist eine heilige Dreifaltigkeit, und zwar so, dass Gott Vater,
im Kaiserornate, die Taube auf seiner Schulter und von Engeln
umgeben, den dornengekrönten und blutenden Heiland hält, auf den
Flügeln aber die Taufe Christi und die Krönung Maria durch die
Trinität dargestellt. dabei aberlzeineswegs so wie
1) Vgl. Westenrieder, Beitr. z. vaterl. Gesch., Bd. V, 204, wo der Maler
Gabriel im J. 1468 in den Rechnungen Herzog Albrechts vorkommt, und Bd. I,
391, wo in den Klosternotizen von Tegernsee Gabriel Maechselkirchner, Maler und
Bürger zu München, als der Verfertiger von vierzehn grossen und zwei kleinen
Altäiren genannt wird, die er von 1472-1479 lieferte. Lipowsky, bayer. Lexikon,
Fiorillo I, 211, und Nagler, K. Lex. geben sämmtlich den Preis, den er für jeden
Altar erhielt, auf acht Gulden an, alle mit Beziehung auf Westenrieder, während
die bei diesem abgedruckte Urkunde deutlich die Zahl LXXX enthält. Ulrich
Füterer war auch Dichter und Chronikenschreiber. Eine Würdigung der genannten
Bilder bei Förster, Gesch- d- d- KW II, 262-
2) Sighart, Gesch. d. Frauenkirche, S. 91. Ich habe den Altar nicht auf-
finden, auch nichts über denselben erfahren können.
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