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oberdeutschen Schulen.
Die
indessen haben wir die urkundliche Nachricht, dass im Jahre 1487
der Propst zu Ellwangen sich vom Rathe zu Hall einen Meister,
Peter Lohkorn, aber vergeblich, erbat, weil derselbe mit Holzarbeiten
in der Michaeliskirche beschäftigt war, so dass dieser hiernach als der
wahrscheinliche Urheber der dort befindlichen Schnitzwverke und zu-
gleich als ein auch ausserhalb anerkannter Künstler betrachtet wer-
den darf 1).
Hier überall ist Ulmische Schule herrschend. An andern Stellen
mischt sie sich dagegen mit Einflüssen von Colmar, Niirdlingen,
Augsburg. Unfern Tiefenbronn, wo wir denüin Ulm selbst gemalten
AltaFdes Hans Schühlein kennen gelernt haben, ist in Monakam
noch ein Altarwerk mit der Jahreszahl 1497 und F lügelgemäldeiiwvon
feiner Empfindung erhalten, die an elsassische Schule erinnern. ln
Weilheim unter Teck ist die ehemalige Klosterkirche reich an
nichtwffnbedeutenden Wandmalereien; an dem Chorbogen ein phan-
tastisches Weltgericht, an der Nordwand die heilige hSippschaft
Christi in lebveiisgrossen Figuren von edler Form und freier Be-
wegung, mit der Jahreszahl 1499, dann, bedeutender als diese, auf
der westlichen Seite derselben Wand das sehr eigenthümliche und
inhaltreiche Bild des Rosenkranzes. Maria mit dem Kinde im Rosen-
hage, wo Engel Rosen pilücken, Kränze winden und sie dem Kinde
darbringen, ist von drei Kränzen umgeben, jeder in fünf Medaillons
die Heilsgeschichte darstellend; der erste mit weissen Rosen die
Kindheitsgeschichte von der Verkündigung bis zur Darbringung im
Tempelfdvewr ZWGliP. mit rothen Rosen die Leiden Christi vom Gebet
am Oelberge bis zur Kreuzigung, der dritte mit goldgelben Rosen
die Verklärung, Auferstehung, Himmelfaliirt, Pfingsten, Tod Maria
und Weltgericht. Ueber" diesem Allem endlich die Trinität und Engel
mit den Marterwerkzeugen, unten die anbetende Christenheit, Geist-
liche und Laien, das Ganze fast die ganze Höhe der Mauer ein-
nehmend. Das ausgezeichnete Bild soll mehr an Herlen als an Zeit-
blom erinnern 2).
sehen und gehörte daher ursprünglich zu einer Auferstehung, welche bei An-
fertigung der Grablegung entweder nicht zu Stande gekommen oder schon zer-
stört war.
1) Ein "Jacob Schick, Maler zu Kempten", der sich auf zwei, jetzt im
Nationalmuseum in München befindlichen Altären, auf dem einen (mit den vier-
zehn Nothhelfern) mit der Jahreszahl 1515, nennt, ist ein sehr roher Geselle, den
ich nur anführe, weil er auch in dieser kleinen Stadt eignen Kunstbetrieb
beweist.
2) Es ist vom Alterthumsverein zu Stuttgart 1855 publicirt und Scheint, soviel
diese Nachbildung schliessen lässt, eher einem etwas spätern Meister, der schon