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Schulen.
oberdeutschen
Die
Biberach 1), und in St. Ulrich zu Unterlimburg bei Schwäbisch-Hall,
hier von 1491 datirtg).
In einigen mittleren Städten können wir eine ziemlich rege, an-
haltende künstlerische Thätigkeit nachweisen, die eigneNMeistei' und
somit eine Localschule voraussetzt; aber auch diese schliessen sich
an Ulm an. So namentlich Ravensburg, wenige Stunden vom Boden-
sdejnuliid andrerseits Schwäbisch-Üall am Kocher, an der Nordgranze
Schwabens. In Ravensburg kennen wir die sich lange erhaltende
Malerfamilie der T agpret, von denen einer schon im Anfange des
XV. Jahrhunderts unter andern einheimischen Malern im Kreuzgange
des Karmeliterklosters arbeitete, während ein Peter Tagpret etwa
1485 zwei grosse Tafeln mit je drei Heiligen im ZBltblOHfSCllGll
Style malte, früher in der AbeYschen Sammlung, jetzt in der Kgl.
Sammlung zu Stuttgart3), die übrigens von geringer künstlerischer
Bedeutung sind. Ein zweiter Ravensburger Meister, Namens SChFitlll m,
nennt sich ohne Vornamen auf einem geschnitzten und bemalten
Madonnenvlgilde von grosser Anmuth und Innigkeit in der ehemals
Hirscllevrfstchen Sammlung in Freiburg i. Br., und wird durch die
Verwandtschaft mit diesem in einem zweiten grösseren Schnitzwerke
wieder erkannt, welches, ebenfalls aus Ravensburg stammend, sich in
der Sammlung des Bildhauers Entres in München befand4). Es
enthält drei unabhängige Gruppen, in der Mitte den heiligen Gregor
mit seinem Ministranten vor dem Altare, über dem Christus eigne
Gestalt erscheint, daneben auf der einen Seite die heiligehKatharina
mit dem Henker im Augenblicke der Enthauptung, auf der andern
der Wüstenheilige S. Onuphrius vor dem Felsenthore einer Höhle,
Beide knieend dem Heilandsbilde zugewendet. Die Arbeit verräth
weder grossen Schönheitssinn, noch genaue Körperkenntniss, viel-
mehr sind die Verhältnisse zum Theil arg verfehlt, (lagegen ist der
1) Grüneisen u. hlauch a. a. 0. S. 48 u. 51.
2) Merz im Kunstbl. 1843, S. 351. Es sind sieben auf beiden Seiten bemalte
Tafeln, darunter eine sehr eigenthümlichen Gegenstandes. Gott Vater, mit Krone
und Reichsapfel, überreicht dem Sohne einen goldenen Kelch, während Maria
ihre Brust entblösst; darüber schwebend die Taube. Also die Vorbereitung des
Heilswerkes.
3.) Die Inschrift, jetzt nicht mehr vorhanden, befand sich nach Versicherung
des Besitzers auf dem Rahmen. Die Chronikenstelle über die Malereien des
Kreuzganges theilt derselbe im Correspondenzblatt des Alterthumsvereins, 1856,
S. 94, mit. Er spricht zwar vom Anfange des XIV. Jahrhunderts, aber die
Sprache der Chronik und die Familiennamen der Maler gestatten nur an das XV.
Zu denken.
4) Vgl. die Abbildung in E. Försterls Denkmalen Band II.