Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Carl Schnaasds Biographie. XLIX 
ist vielmehr gerade das Rechte und Tiefste, und der Mensch, der 
beides scheinbar Widersprechende recht innig denken und fühlen 
könnte, wäre der Tiefste, Glücklichste und Seligste. Mein Mangel 
ist aber der, dass mir jene Thatigkeit Gottes in der Welt naher 
steht, dass ich sie lebendiger empünde, als jenes sein eigenstes, per- 
sönliches, gesondertes Wesen. Auch dieses kann ich denken und 
fühlen, aber ich kann mich nicht so lebendig und warm kindlich an 
ihn schmiegen, wie Du es thust. Und aussprechen ist doch dem 
Menschen so nothwendig. Er fühlt nur das vollkommen, was er in 
Worte fasst, und was ihm aus seinen klaren Gedanken wieder ent- 
gegenkonnnt. Dies aber soll ich von Dir lernen. Ja gewiss, es ist 
so, wie Du es aussprichst, an Dir soll ich mich selbst erst erfahren, 
mein besseres Ich als Geschenk von Deiner lieben Hand empfangen. 
Das ist das süsse Geheimniss unserer Herzen, dass wir erst durch 
den Andern, jeder in seiner Weise, gereift werden. So werden wir 
vollkommen im besten, geistigsten Sinne: Eins." 
.Als Schnaase Ende Mai sich auf die Reise nach F. begab, wo 
seine Hochzeit gefeiert werden sollte, fand er auf der Dampfschiff- 
fahrt noch Sammlung genug, um sich gegen seinen Freund Roestell 
in folgender Weise über seine "inneren Lebensplane, seine Ansichten 
und Bestrebungen" brieflich auszusprechen. „Als unsere Reise nach 
Italien vorbereitet wurde und ich mancherlei Studien dazu, zum 
Theil in mehr oder weniger specieller Richtung, anfing, fragtest Du 
mich einmal, was ich damit bezwecke, und ich, gewissermaassen ver- 
legen über die Frage, wusste nichts Besseres zu antworten, als dass 
es mir auf meine allgemeine Bildung ankame, was Du nicht recht zu 
verstehen oder zu billigen schienst. Und ich selbst wusste nicht 
recht, was ich damit wollte und wusste lange nicht, wie ich den 
wissenschaftlichen Richtungen und Bestrebungen, die ich nun einmal 
nicht lassen konnte, irgend eine Aeusserung und Realität geben 
sollte, deren sie doch bedurfte. Ich konnte eben keine andere aussere 
Gestalt dafür denken, als den Beruf des Lehrers und Schriftstellers, 
und es sagte mir, wenn Du willst, das Gewissen, dass es vielleicht 
recht gut gewesen wäre, wenn ich frühe im gewöhnlichen Gange mich 
dazu gebildet hatte, und jetzt schon die den Jahren angemessene 
Schnaasxfs Kunstgosch. VIII. a
	        
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