Sammlung Hirscher.
Meister der
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sonen in Menschengestalt, der heil. Geist als Taube (largestellt ist.
Dies Alles auf Goldgrund. Auf den Aussenseiten (die jetzt abgelöst
sind) hier die Verkündigung im Zimmer, dort die Heimsuchung
mit landschaftlichem Hintergründe. Auf einem Steine im Vorder-
grunde des Mittelbildes steht jene Jahreszahl hinter den Anfangs-
buchstaben C. W., welche nach der Muthmassung des Couservators
Eigner in Augsburgl) den Augsburger Maler Claus Wolf Strigel, einen
Schüler Hans Holbein's des Grossvaters, bedeuten sollen. [Von Claus
Strigel aus Memmingen befinden sich zwei bezeichnete Altartlügel mit
einzelnen Heiligengestalten in der Frauenkirche zu München, die ihn
als einen durchaus von Zeitblom abhängigen Maler zeigen, so dass
obige Vermuthung hinfällig erscheint. D. H.] In der That steht das Werk
der Augsburger Schule am nächsten, und hat bei Motiven nieder-
ländischer Vorbilder und naiven naturalistischen Zügen doch noch
eine strengere, mehr symmetrische Anordnung. Die Farbe ist vor-
trefflich. Einzelnes hat eine gewisse Verwandtschaft mit italienischer
Kunst, und der ganze Gedanke, die heilige Familie in einer so häus-
lichen Scene zum Hauptgegenstande eines kirchlichen Altars zu
machen, ist auffallend, da bei allem Verwalten des Mariencultus in
der damaligen deutschen Kunst doch an solcher Stelle sonst niemals
etwas Ernstes, Lehrhaftes oder Ergreifendes zu fehlen pflegt.
Es scheint nicht, dass diese ältere Augsburger Schule ausser-
halb des städtischen Weichbildes grossen Einfluss gewann, was bei
ihrer späten Entwickelung und bei der Eigenthümlichkeit Holbeiifs
sehr begreiflich ist. Nur an einer kleinen Zahl ischwäbischeräGemälde
können wir ihr eine bedingte Einwirkung zuschreiben. So bei den in
München und Nürnberg befindlichen Tafeln mit heiligen Familien, die
man wie oben (S. 404) bemerkt, mit Unrecht dem Martin Schongauer zu-
geschrieben hat [welche dagegen dem sog. Meister der Sammlung
Hirscher, einem sich stark an Zeitblom anlehnenden Maler, angehören,
über welchen man Vvoltmamfs Katalog der Fürstlich Fürstenberg'sclien
Gemäldesammlung zu Donaueschingen vergleiche, dessen Verzeichniss
der Gemälde jenes Künstlers indess noch stark zu vermehren wäre. D. H]
und besonders bei zwei sehr vortrefflichen Flügqlbildern, die, aus der
Abtei Schussenriedbgei Ravensburg stammend, sich jetztmingmäer-
liner Museum?) befinden. Sie geben mit ausführlicher Schilderung
1) Kunstbl. 1847. S. 50, wo auch die später in E. Förster, Gesch. d. d. KunstII.
243 wiederholte ausführliche Beschreibung des Bildes gegeben.
e) N13 605 B. und C. im Kat. d. Berl. Mus, wohin sie aus der Sammlung
v. Hirscher in Freiburg gekommen. Waagen schrieb sie Anfangs (Kunstbl. 1843,