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Schulen.
Die oberdeutschen
Sie sind in Zeichnung und Farbe ziemlich derb, mit Figuren von
kurzen Verhältnissen, tiefen, schwerbraunen Schatten und hellen,
scharfen Lichtern, aber doch nicht ohne Würde und Sßllölllleitssinu.
Von einem Zeitgenossen des Thomas Burgkmair ist dann eines jener
Basilikenbilder aus dem Katharinenkloster, nämlich das, welches
S. Lorenzo und S. Sebastiano zusammen enthält. Es hat in der
schweren Farbe und in den kurzen Verhältnissen einige, jedoch nicht
genügende Aehnlichkeit mit den obenerwähnten Bildern, um es dem-
selben Meister zuzuschreiben, ist übrigens sehr steif in der Zeich-
nung und wenig bedeutend, und da es das Monogramm L. F. mit der
Jahreszahl 1502 trägt, die Arbeit eines unbekannten, schon damals
veralteten Meistersl), und gewiss nicht die des Thomas Burgkmair,
dem man es zugeschreiben hat. Eher möchte das Basilikenbild
St. Johanns von ihm sein, da es zufolge der Annalen bei "Burgk-
mair" (ohne Angabe des Taufnamens) bestellt ist2), und den beiden
letzten dieser Basilikenbilder, auf welchen sich Hans Burgkmair mit
den Jahreszahlen 1501 und 1504 nennt, durchaus nicht gleicht, son-
dern in Zeichnung und Farbe alterthümlicher und schwerer, übrigens
in keiner Weise bedeutend ist.
Hier sei, anknüpfend an Holbein d. a, noch von einem Meister
die Rede, der, obgleich wir ihn nur durch ein einziges und schon von
1516 datirtes Werk kennen, doch noch der ältern Generation an-
gehört. Dies Werk ist ein aus Nürtingen stammender, jetzt. als Ge-
schenk dieser Stadt in der Königlichen Kunstsammlung zu Stuttgart
unter Nr. 433 befindlicher Altar. Das Mittelbild enthält die heilige
Familie im Freien, nämlich Maria und Anna auf einer Rasenbank
sitzend, das unbekleidete Ohristuskind zwischen ihnen auf einem
Mantelende stehend, links Joseph, den Hut in der Hand und das
Zimmermannsbeil unter dem Arm, rechts Joachim mit Stock und
Rosenkranz. Dabei singende und anbetende Engel und oben ganz
klein Gott Vater nebst der Taube. Auf den Flügeln daneben hier
die Geburt Christi mit herannahenden Hirten, dort die Krönung
Mariä durch die Trinität, bei der aber nur die beiden ersten Per-
1) Die Verfasserin der Klosterannalen erklärt ausdrücklich, dass sie von dem
Maler nichts Näheres wisse (Waagen, K. W. u. K. II. 34), und es beruht nur
auf einer Erfindung von Eigner, dass jenes Monogramm ein späterer Zusatz und
das Bild von dem allerdings damals noch lebenden und sonst bei den Basiliken-
bildern nicht vertretenen Thomas Burgkmair sei.
2) Die Jahreszahl ist dahei nicht angegeben. Waagen a. a. 0. 31. Alle
Schriftsteller legen es übrigens, der Angabe Eignefs folgend, dem Hans Burgk-
mair bei