Hans Holbein d.
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schmerzlich ernsten, doch milttversöhnlichen Blick, absichtlich in den
Vordergrund gestellt, bildet einen wohlthuenden Mittelpunkt, um den
sich das Ganze ungezwungen, wenn auch etwas gedrängt grnppirt,
geistig belebt durch_ die verschiedensten Abstufungen des Gefühls in
den Henkern und den Zuschauern. Die Krone des Ganzen aber sind
die beiden heiligeiißFrauengestalten, anmuthiger und schöner, als
Alles, was Holbein d. sonst geschaffen. Fromme Demuth und Er-
gebenheit spricht aus den abwärts gesenkten Blicken Barbara's, doch
reich geschmückt und lieblich ist sie anzuschauen und man übersieht
gern ihre noch alterthüinlich ausgebeugte Haltung. Jede Kritik aber
schweigt vor der Erscheinung der Landgraiin Elisabeth, die wie eine
Königin des Himmels nieder-gestiegen zu sein scheint, nicht allein
durch ihre Güte die Armenund Kranken, sondern durch ihre lieb-
liche Grazie die Blicke Aller zu erquieken. Ein unbeschreiblicher
liegt in dieser Figur und doch zugleich eine solch' fromme Innigkeit,
dass man sagen muss, zu ihrer Vollendung haben sich der Geist des
Mittelalters und die Formvollendung der Renaissance die Hand gereicht.
Die Zeit der Entstehung dieses Werkes ist bis jetzt nicht sicher
festzustellen gewesen. Passavant und Förster s. Z. wollen auf dem
alten Rahmen das Datum 1516 gelesen haben. Jedenfalls ist der
Aufenthalt Holbein's in Augsburg später nicht nachweisbar.
In seinen Vermögensverhaltnissen muss er damals bedauerlicher
Weise sehr zurückgegangen sein, denn in den Augsburger Gerichts-
büchern ist jetzt und in den beiden folgenden Jahren von Schuld-
klagen und darauf folgenden Auspfandungen, welche über ihn ver-
bangt" wurden, die Rede, und unter den Klägern, die solches be-
trieben, erscheint unterm Jahre 1517 sogar sein eigener Bruder Sig-
mund. Bis 1526 kommt sein Name auch in den Steuerbüchern vor,
doch von 1514 ab bleibt die Rubrik der Entrichtungen unausgeiüllt.
Er war also selbst seinen städtischen Verpiiichtungen gegenüber in-
solvent geworden. Von 1517 an aber steht er am Schlüsse des
Steuerregisters in der Reihe der ausserhwalighAugäburgs lebenden
Bürger. Nicht bemerkt ist dabei, wie bei Andern, der Ort seines
Aufenthaltes. Doch wissen wir, dass ihn ein Auftrag im Elsass be-
schäftigte, wo er für das Antoniterkloster zu Isenheim seit 1517 eine
leider untergegangene Altartafel malte. Dies "erhellt aus einem Schreiben
des Bürgermeisters von Basel aus d. J. 1526, worin er den Vicar
und Präceptor jenes Klosters ersucht, H. Holbein d. j., Baseler Bürger,
für etlich Malerwerkzeug, welches sein Vater nach Vollendung jenes
Auftrages in Isenheim zurückgelassen und das im Bauernaufruhr
verschwunden oder "NPFSCYIKVGIICU-Bt" sei; zu entschädigen. Doch