XLVIII
Carl
Schnaaseks Biographie.
lieben, ist
zu Gott.
eine
Vorbereitung
für
11118 SP8
immer
Zll
steigernde
Liebe
Wenn ich so unruhig und ungeduldig bin wie heute, dann
denke ich mir alle Ruhe und Freude bei Dir. Indem ich aber eben
still sass, iiel mir ein, dass ich auch zu Hause manchmal so unruhig
und unbefriedigt bin. Wird sich das nicht legen, wird meine Seele
endlich das Gleichgewicht finden, dessen sie bedarf? Ich hoffe es,
an Deiner Seite, mit Dir werde ich endlich erlangen, was mir ohne
Dich immer gefehlt hatte. Alles, was wir auf Erden erreichen sollen,
bedarf eines Kampfes, eines Ueberganges, der nicht ohne Unruhe
und selbst ohne Schmerzen ist, aber zum Ziele führt. So auch wir;
um zu dem Einverständniss, zu dem wir geschaffen sind, vollkommen
zu gelangen, musste Manches früher angenommene, so gut und lieb
es auch seinerseits war, abgelegt oder doch anders gestellt werden,
und das ist immer eine harte Zumuthung, die nicht ohne Wider-
streben unseres eigensinnigen verwöhnten Herzens erfüllt werden
kann. Ich denke das ist jetzt überstanden, auch diese Prüfung der
Trennung wird uns dazu behilflich sein. Ein Dichter, ich denke
Körner, sagt einmal:
„ „Und will ein Engel himmelwärts,
So bricht im Tod ein Menschenherz.
Bei uns soll es nur der Tod mancher Gewöhnungen und Ver-
wöhnungen sein, deren besseres Theil dann auch wieder in dem
neuen Leben, das für uns vereint angeht, erhalten wird. Gewiss,
es wird gut und besser.
Mir ist es schon mehrere Nlale in Deinen Briefen vorgekommen, als
ob ich Dich da noch besser verstände, wie im mündlichen Gespräche, wo
die beiderseitige Ungeduld vielleicht ein so ruhiges Aussprechen verhin-
dert. Besonders erfreut hat mich, was Du über unsere Art der Religio-
sität sagst. Gewiss, sie ist im Kern ganz gleich, und in der Form zwar
etwas verschieden, doch so, dass sie sich ergänzt. Du hast, was mir fehlt,
die Inconsequenz, wie Du sie nennst, dass Du Dir Gott theils in seinen
Schöpfungen ganz gegenwärtig und lebendig denkst und ihn doch
wieder abgesondert davon zu haben meinst, wenn Du ihn anbeten,
ihm danken, ihn bitten willst. Diese Inconsequellz ist keine, sondern