Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Hans Holbein d. 
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ganz in derselben Richtung wie auf dem Bilde von St. Paul; die 
Farbe hat schon die weiche, harmonischeStimmung, dieselben halben 
Töne, namentlich dasvseln" charakteristische bljulichei Weissjlnuden 
Motiven erkennt man dasselbe Bestreben nach naturalistischer Er- 
schöpfung des Gegenstandes, nach pikantem Vort.raäwviiiidlnslgho- 
logTs-dherillfeinheiten. Jene mephistophelische Figur kommt auch hier 
 auf jedem Bilde sind eine Menge von zum Theil 
bizarren Aeusserungen der Nebenpersonen angebracht. Aber er hat 
hierknfrch nicht wie da das Maass und die Grenze dieser Richtung 
gefunden, er schwankt zwischen unvereinbaren Dingen, und die Bilder 
sind, obgleich alle von seiner Hand oder doch unter seiner Leitung 
gemalt, von sehr verschiedenem künstlerischen Wertlie. Einige, be- 
sonders die Darb1'ingung,im_ Tempel und die Beschneidung sind 
ausserordentlich schon und zart, andere, z. B. die Gefangennehmung 
und besonders die Kreuztragung, völlig verfehlt. Die Extreme sind 
allzu stark accentuirt, während er Christus, um ihn in würdiger Schön- 
heit zu zeigen, fast in moderner Glätte darstellt, sind die Henker 
und ähnliche Figuren karikirt und die Menge heftiger, gespreizter. 
Bewegungen, sowie das Uebermaass von besondern Motiven der 
Nebenpersonen macht die Oompositionen unruhig und weniger wirksam. 
[Bezüglich einer Anzahl von 'Werken aus Holbein's erster Pe- 
riode, die Sehnaase theils nicht mehr gekannt, theils wohl absicht- 
lich nicht besprochen hat, muss auf Woltmann, Holb ein und seine Zeit, 
ILAutL, verwiesen werden, um diesen Nachlassband nicht mit fremden 
Zuthaten zu überladen. Nur einer kürzlich bei dem Kunsthändler 
Bourgeois in Köln aufgetauchten grossen Darbringung im Tempel 
sei Erwähnung gethan (H. 1, 67, Br. 1, 59), weil dies Bild selbst von 
Woltmann nicht gekannt und verzeichnet ist. Es ist wohlerhalten 
und gut, im Styl seiner Werke aus den neunziger Jahren des 15. Jahr- 
hunderts]  
Ueberblicken wir obige Werke des Meisters, so erkennen wir 
einen lebendigkfast unruhig _s__t1jeben_den Geist, der sich nie befrie- 
digt, nie wiederholt, sondern nach einem höhern, noch unbekannten 
Ziele  den meisten seiner Zeitgenossen unterscheidet er 
sich dadurch wesentlich; während diese meistens bei dem Her- 
mit ihrem Tode (Nr. 6. 9. 14. 19. 41. 47. 54. 60). Jene als Innenbilder sind mit 
goldner Architektur verziert, diese mit solcher in Steinfarbe. Auf der Beschnei- 
dung Christi (Nr. 14) ist der Stifter Abt Georg portraitirt. Der Maler nennt sich 
zwei Mal; auf dem Ecce homo (Nr. 53) sehr ausführlich: Depictum per Johannem 
Holbain Augustensem 1502, auf der Verkündigung dagegen (Nr. 41) (wahrgchein- 
lich durch eine missverstandene Restauration) Hanns Holbon. '
	        
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