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Schulen.
oberdexltschen
Die
im Vordergirunde seine Taufe (lurchAnanias 1), dabei auf der einen
Seite des Taufbeckens Zuschauer, ßauf der andern Seite der Heilige
schon im Gefangniss, eine Epistel schreibend. Das zeigt
das-perspectivische Innere einer gotliischen Kirche, welche inschrift-
lich als die Basilika St. Paul bezmeiöhnl-iäp zugleich aber auch als
Schauplatz seiner Geschichte benutzt ist, indem er im___Hinteijgriincle
von der Kanzel vor vielen Zuhörern predigt, während vorn, seine
Legende fortgesetzt ist. Er wandelt mitPetrus, nimmt von diesem
Abschied und erleidet endlicliTfasMaiityrium der Enthauptung. Auf
der" "rasanten Seitentafel sieht man vorn die
trennteiiuHaupftxevlauf der Bahre und von dem Papstemuritl zahlreicheni
Clerus verehrt, und im Hintergrunde den Leichenzug und einige an-
dere Ereignisse der LegendefßAlle diese genauem-r sich zahlreichen
Momente sind durch eine Fülle individueller, oft freilich auch bizarrer
oder räthselhafter Züge und durch Poitraitgestalten belebt. Unter
den Zuschauern der Taufe sieht man amrrtänae des Bildes einen
zweiNK-na-ben, in denen man mit grosser Wahrscheinlichkeit
den Meister selbst mit seinen beiden Söhnen, Ambrosius und Hans,
erkennt, aber auch der wohlbeleibte Priester, der die Taufe vollzieht,
ist gewiss eine bekannte AugsburgischE-iFigur, und unter den Zuhörern
der Predigt liest man auf der Stuhllehne einer weltlich gekleideten
Frauwnritpm entblösstem Nacken den Namen Thecla, den die Stifterin
Veronica Welser vorfihrem Eintritte in das Kloster geführt haben
soll. 'D'e'r"leichte Ton der Zeit und des vornehmen Klosters erlaubte
dem Maler der schönen Frau hier eine Erinnerung an frühere 'I'age
vorzuführen. [Nach Woltmann ist damit jedoch die heil. Thecla, die
schwarmerische Anhängerin des Apostels Paulus, gemeint] Das ganze
Bild ist höchst geistreich und meisterlich vollendet. Die einzelnen
Scenen und Gruppen sind nicht nur jede in sich sehr lebendig und
bei aller Sparsamkeit der Figuren verständlich, sondern auch alle
so geschickxtwin den Raum hinein componirt, dass der ganze Hergang
sich fliess-end abliest und "die "äiniktin Andeutungen, die hin und
wieder vorkommen, nur den Reiz erhöhen. Die Costiriewsingl "bald
traditionell, bald im Modegeschmack der Zeit oft höchst phantastisch,
diesÄlles ist "aber so"'gut"verbunden",' dass man keinen Abstandspürt-
Jede Spur von Steifheit oder Befangenheit ist verschwunden, ein-
zelne Theile, z. B. die Fiisse, sindwzwarh schwach, aber im Ganzen
sind die Gestalten richtig gezeichnet, und ihre Bewegungen sehlfrei,
Oftggggar von einer gewissen Eleganz, die zuweilen sogar an Affec-
Deukmale
bei Förster,
1) Abbildung der Taufscene