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Schulen.
Die ober-deutschen
von aussen gesehn, doch mit einem Einblick ir. das Innere, auf den
beiden im Thurme sichtbaren Glocken die Jahreszahl 1499 und der
contrahirte Name Hans Holbain, darüber oben die Krönungnhiariäl),
und auf den Seitentafeln hier die Geburtwghristi, dort die Enthaup-
tung der S. Dorothea (vgl. die Abbildung Fig. 39), der Namensheiligen der
Stiftenn, darüber, jedes Mal durch Goldarabeskengetrennt, hier die
Verkündigung an die Hirten, dort die Seele dervI-Ieiligen von Engeln
zum Hiiriihelgetragen. Vieles darin gehört noch ganz der älteren,
idealen Kunstweise an, die schlanken Gestalten, die langenijiyigssiägn-
denßGpewandlinien, das rundliche, aber einfache, Qßgalmder Köpfe, die
weiche, etwas allgemein gehaltene Modellirung, die strengehsynnne-
trische Anordnung. Der Schönheitssinn dieser Schule ist dem Meister
noch geblieben, aber auch Manches von ihren Schwächen. Die Ayne
der bei der Krönung knienden Maria sind noch ganz in der Weise
wie bei den früheren zukurz gezeichnet. Damit mischen sich denn
naive, naturalistische Zug; aber doch nur zarte, anmuthige. Die
Engel singen mit einer gewissen Derbheit, der kleine Christus, wel-
chermddei- schönen Dorothea den Korb mit rothen und" weissen Rosen
darreicht, ist in seinem durchsichtigen und, halboffenen Hemdchen
und mit den vollen Kinderformen eine liebliche, heitere, fast neckische
Erscheinung, der Henkel? mit dem geschwungenen Schwertefhat in
dem "markanten und individuellen Gesichte nur soviel Strenge und
Bösartigkeit, wie der Gegensatzyfordert. Die ganze scexää-"iät sehr
reizend, und die lviisnchiiiiäulidesldealen. tundltealistischen ähnlich wie
auf manchen kölnischen Bildern aus der Zeit des früher s. g. Israel von
Meckenen, jetzt Meister der Lyversbergschen Passion. Auch erinnern
manche Einzelnheiten an diese Schule, die lichte, rosige Carnation,
das Aufsetzen "weissbergüliichter, die Ausführung des Aber. Be-
handlung und Eindruck. sind doch wiedenlsehr verschieden. Der
Hintergrund ist nicht Gold, sondern schwarz mit goldnen Lichtern,
und die Farbe überwiegend bräunlich und warm, dieimFigiTren, ob-
gleich noch" mit "festeren "Umrissen gezeichnet" als auf den andern
Bildern des altern Holbein, setzen sich daher keineswegs so scharf
ab, wie dort, und das Ganze ist so harmonisch in sich verschmolzen,
wie in keiner andern gleichzeitigen Schule. Dies und manche Ein-
zelnheiten, z. B. die Behandlung des Weissgderx
Violette fallenden und dahermsehr weichen Schattientmbegihündet denn
auchmdieuVerwandtschaft dieses Werks mit dendnandern des aigän
Iqlglbaein, während jene alterthümlichen Ziige es davon unterscheiden
L
eine gute Abbildung derselben bei Förster, Denkmale Bd.