Hans Holbein
439
(0,46 cm 11., 0,32 cm br.) ist sehr zahrt und vollendet, der Madonnen-
kopf mit länglichem Qval sehr schön, das Kind, das die Mutter zärt-
lichwkiisstfisehr lieblich, die Farbe warm und rein und die Ver-
wandtschaft zur Handflächen Schule ganz "unverkennbar.
[Das in Gegenstand und Auffassung ganz ähnliche Bildchen, früher
auf der: Burg, jetzt im Germanischen Museum zu Nürnberg, hatte
man seiner ungenügend erkannten Aufschrift wegen, von welcher bei
dem Vornamen nur das S sichtbar, dem Sigmund Holbein zuge-
schrieben. Es ist aber der letzte Buchstabe von HANS. Madonna
auf goldnem Throne, das mit einem Rosenkranz spielende unbeklei-
dete Kind auf dem Schooss wird von zwei schwebenden Engeln ge-
krönt, während ein dritter hoch oben den grünen Teppich hinter ihr
hält. Noch höher ein Bogen mit Engeln, die sgrafittoartig aus der
unter dem goldnen Hintergrunde liegenden Farbenschicht heraus-
radirt sind. Die von rechts nach links geschriebene Bezeichnung des
vollen Namens steht auf dem Lesezeichen eines Buches, welches neben
der Madonna auf einer Brüstung liegt]
Aus derselben Zeit werden auch die beiden, mit dem Namen
"Hans Holbain" ohne Jahreszahl bezeichneten Altarllügel in der stän-
dischen Galerie zu Prag (N0. 29 u. 30) stammen, welche (wiederum eine
an llandrische Schule erinnernde Eigenthümlichkeit), gnau in grau ge-
malt, auf den Aussegseiten vierüeinzelne Heilige, Thomas und Augusti-
nus, Ambrosius und Margaretha, innen aber in zwei _Abtheilungen
oben die Heiligen Rochus, Barbara, Kpollonia, Wilibald, Lucia und
Catharinafunten den Tod der Jungfrau und die Legende van" der
hl. Qdilia, die durch Gebet die Seele ihresVaters [aus der Ijlölle
rettet, darstellen. Alles sehr edle, schlanke, vortrefflich modellirte
Gestalten.
Gleichzeitig, zum Theil aber auch schon früher, fallt eine Reihe
von Bildern der Augsburger Galerie, welche sämmtlich aus dem-
selben Kloster herrührlenjminawbelchem diese Sammlung aufgestellt ist,
und den Vorzug haben, ausser durch ihre eignen Inschriften auch
noch durch die Annalen des Klosters beglaubigtzu sein, welche eine
im Jahre 1756 verstorbene Priorin aus den vorhandenen Papieren
zusammenstellen liess. Die meisten derselben stammen nicht von
Altären, sondern aus dem Kreuzgange oder aus dem Kapitelsaale
und haben die Form eines spitzbogigen Wandfeldes von ziemlicher
Grösse. Die des Kreuzganges sind einfache Gedenktafeln, von den
Nonnen oder für sie von ihren Verwandten gestiftet. Die des Ka-
pitelsaales hatten dagegen eine ungewöhnliche Bestimmung. 11150-
cenfl-VTQ hatte nämlich den Nonnen dieses sehr angesehenen Klosters