Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Schulen. 
oberdeutsohen 
Die 
obgleich er fortlaufend in den Steuerbüchern seiner Vaterstadt Augs- 
burg vorkommt und in eben jenem Jahre eine ausgiebige "fhätigkeit 
daselbst entfaltet. Spuren seines Ulmer Aufenthaltes finden sich in 
einem grossen Flügelaltare, früher zu Ennetach, jetzt zu Sigmaringen 
in der Sammlung des Fürsten von Hohenzollern-S, mit der Ver- 
kündigung, Geburt Christi, Beschneidung, Anbetung der Könige und 
der Kreuztragung, welcher den Namen Martin Schaffnefs trägt, aber 
deutliche, ja überwiegende Einflüsse Holbeiifs d. Aelt. zeigt] 
Sein frühestes bekanntes Werk ist ein Flügelpaar von einem Al- 
tagjevauräidem- KlostelftWeingavrtenwjn Würtemberg stammend (jetzt 
im Dom zu Augsburg), mit Scenen aus dem Leben der Maria, J oachimfs 
Opfer, lllaria's,_Geburt, ihr Aufsteigen zum Tempel und die Dar- 
bringung des Christkindes im TempelTAufider Präsentation imwTem- 
pel undzwai" "auf dem Gürtel eines jungen Mädchens stehn die In- 
schriften: Michel Erhart Pildhauer1493. Hanns Holbain Maler, (lieser 
mit dem Zusatze eines Zeichens und des Spruches: O mater miserere 
nobis 1). Holbein erscheint hier noch jugendlich einfach, mehr in der 
Richtung der Eycläschen Schule, und zwar mit schon weitergehenden 
naturalistischen Studien. Der KgpfdeslBriesters bei der Darbringung 
ist offenbar "Portrait, durch das Fenster der Wochenstube sieht man 
in weite Landschaft, alle Details, selbst die Falten im Leinen des 
Tischtuches, sind höchst ausgeführt, und besonders bemerkenswerth 
ist, dass auch die Schlagschatten" der vordern Personen und Gegen- 
stände stets angegeben "sind. Die FarbeiTsiiidrhier noch weniger ge- 
brochen alfaufm den spätern Bildern und das Bestreben nach Anmuth 
und Schönheit überwiegend und noch vorherrschend.  
Noch fast auf demselben Standpunkte finden wir den Meister 
auf einem kleinen Bilde in der llloritzlsapelle zuNürnberg, N0. 126, 
 Kinde auf dem Throne in einer gothischen Kapelle, 
mifdem Namen Hans Holbon und der Jahreszahl 1499 i), auf Gold- 
grund und in den Ecken mit architektonischen Arabesken, wie die 
Augsburger sie öfter anbringen. Das fast miniaturartige Bildchen 
1) Die Beschaffung des Sehnitzwerks war also hier, wie bei dem oben er- 
wähnten Altare von Kaisheim, nicht (wie wir es in andern Gegenden, z. B. bei 
Wolgemut in Nürnberg, bei Michael Pacher in Tyrol, finden) dem Maler über- 
tragen, und es scheint fast, als ob dies auf einer besondern Augsburger Sitte 
beruhte. 
2) Waagen, K. W. u. K. I. 196 las nur den Namen Holbon und nahm auf 
Grund glaubhafter Versicherung an, dass davor, von dem Rahmen bedeckt, der 
Buchstabe H. stehe. Man sieht indessen in der auf dem Blumentopf angebrachten 
Inschrift deutlich die Schlussbuchstaben    NS des Vornamens und schien mir 
auch die Jahreszahl 1499 unzweifelhaft.
	        
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