432
Schulen.
Die oberdeutschen
nicht ohne Verdienst in der Erfindung, aber doch von mangelhafter
Ausführung und gewiss nicht eigene Arbeit des Meisters, während
unter den ljeiligen, die auf den Flügeln der Altarstaffel und auf der
Rückwand gemalt sind, einige von grosser Zartheit und der eigenen
Hand Zeitbl0m's nicht unwiirdigwsindlti "Inschriften, welche Auskunft
über die Urheber und die Entstehungszeit des Werkes geben, sind
nicht vorhanden und zwei unverständliche Monogramme am Relief
und auf dem einen Bilde kaum auf die Künstler zu beziehen?) Das
Relieibild des Abts Heinrich, das man in einem oberen Raume findet
stellt den Anfang des Unternehmens unter ihm fest, und die Zahl XVII
auf dem Beine des Mundschenken des Herodes kann möglicherweise
eine Jahreszahl, vielleicht 1517 andeuten, da die Vollendung ohne
Zweifel lange Zeit gebraucht haben wird.
Namhafte Meister, die Zeithloms Richtung in Ulm fortsetzten
und weiter ausbildeten, sind nichhtfgbeglaannt. Martin Schaffner, der
wahrscheinlich in seiner Schule gewesen undf nach ihm der bedeu-
tendste Künstler seiner Vaterstadt war, folgt schon einer andern
Richtung. Der Mönch Martin Schwartz, anscheinend im Dominikaner-
kloster zu Rothenburg ob der Tauber, dem vier aus diesem
Kloster stammende Flügelbilder eines Altars, Verkündigung, Geburt,
Anbetung der Könige und Tod Mariä, sich in der Moritzkapelle zu
Nürnberg befinden 3), hat dem Zeitblom verwandte liebliche Züge, ist
aber doch nur ein Meister zweiten Ranges. Auch jener Cramer von
Ulm, dem derKatalog derselben Sammlung zwei Bilder mit je vier
1) Gerade an diesen untergeordneten Theilen und nur an diesen glaubt Passa-
vant seine Hand zu erkennen, während ich dieselbe auch bei einzelnen Tafeln der
Flügel annehmen möchte.
2) In der Anbetung der Könige steht auf dem Oberbein des Mohren ein solches
Zeichen, in dem- man vielleicht ein A und zwei V erkennen möchte, nebst den
Worten: "Dier zuo lieb 100" wozu man wohl ergänzen darf: Meilen. Hier wäre
es möglich an den Künstler zu denken, dagegen wird das von einer Krone bedeckte
Zeichen, welches der Mundschenk des Herodes an der Mütze und am Beinkleide
trägt, da es ein H und A zu enthalten scheint, wie Passavant am angeführten Orte
richtig bemerkt, gewiss nur die Chiffre des Königs Herodes Antipater bedeuten.
Uebrigens haben die Maler mehrmals das Ulmer Stadtwappen angebracht und so
wenigstens ihren Ursprung festgestellt.
S) Harzen in Naumannis Archiv VI. 30 theilt aus der Hamburger Bibliothek
die jetzt nicht mehr vorhandene Inschrift jenes Altares mit: „11"rater Martinus
Schwartz die S. M. Magd. complevit", welche die Benennung jener Bilder im
Kataloge der gedachten Sammlung (Nr. 54, G0, 67, 68) rechtfertigt, Wßgeäen NF- 511
Maria mit dem Kinde zwischen vier Heiligen, ihm daselbst offenbar mit Unrecht
zugeschrieben wird und einem sehr hölzernen fränkischen Gesellen angehört. Die
Maasse ergeben, dass es auch nicht eine Rückseite jener andern Bilder sein konnte.